Schulstart in NRW: Wie gehen Schulen mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas um? Aktuelle Stunde 16.10.2023 UT Verfügbar bis 16.10.2025 WDR Von Andrea Moos

Schulstart in NRW: Wie im Unterricht über den Hamas-Terror gesprochen wird

Stand: 16.10.2023, 18:18 Uhr

Die Nachrichten und Bilder aus dem Nahen Osten sind erschütternd. Auch Kinder und Jugendliche aus NRW bekommen all das mit. Am ersten Schultag nach den Ferien wurde deshalb über den Terror gesprochen.

Von Christian Wolf

Zuhause in den Familien, unter Freunden oder im Netz - überall wird dieser Tage über den Terrorangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel gesprochen. Der Krieg im Nahen Osten beschäftigt die Menschen in NRW.

Das gilt natürlich auch für Schülerinnen und Schüler. Nicht zuletzt über die Sozialen Medien bekommen sie mit, was in der Welt passiert. Grund genug also, am ersten Schultag nach den Ferien über die schlimmen Nachrichten und zum Teil verstörenden Bilder aus Israel im Unterricht zu sprechen.

Schüler schildern ihre Gedanken

Schüler am Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel sprechen über den Nahost-Konflikt | Bildquelle: WDR

So auch am Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel. Lehrer Micha Frommeyer nahm sich Zeit, um den Elftklässlern Hintergrundwissen zu vermitteln und sie zu Wort kommen zu lassen. Dabei wurde deutlich, wie sehr der Terror in Israel die Schülerinnen und Schüler beschäftigt. "Das besonders Dramatische an der Situation ist, dass speziell Zivilisten angegriffen werden und nicht nur das Militär, wie es eigentlich im Krieg der Fall ist. Die Hamas nimmt jetzt Zivilisten als Geiseln oder nutzt sie als Druckmittel gegen die israelische Regierung in Verhandlungen", sagte ein Schüler.

Ein Mitschüler berichtete von dem, was er in den vergangenen Tagen im Netz zu sehen bekommen hat. "Ich gucke es mir an, weil ich das Thema interessant finde. Aber generell ist das nicht schön, solche Bilder zu sehen. Da denkt man natürlich schon drüber nach, wie grausam das eigentlich ist, was da gerade passiert." Manche Bilder seien "sehr krass".

Von einer Schülerin hieß es: "Man kriegt so viele Videos. Manchmal möchte man vielleicht gar nicht mit solchen Nachrichten konfrontiert werden. Aber dann muss man sich doch damit beschäftigen, weil es die ganze Zeit aufs Handy kommt." Ihr Wunsch sei, dass beide Seiten sich "irgendwie einig werden und Frieden finden".

Lob für differenzierte Positionen

Geschichtslehrer Micha Frommeyer | Bildquelle: WDR

Geschichtslehrer Frommeyer war nach der Stunde zufrieden. Es sei deutlich geworden, wie kompliziert das Thema auch für die Schülerinnen und Schüler sei. "Wir haben in der Diskussion gesehen, man muss diese Komplexität zu einem Teil verstehen, um die zugrunde liegenden Fragen überhaupt auch nur in Ansätzen beurteilen zu können." Positiv überrascht habe ihn, wie differenziert sich einige Jugendliche schon Gedanken gemacht hätten zu dem Konflikt.

Gestohlene Israel-Flagge an Monheimer Schule

Schulleiter Martin Kaiser | Bildquelle: WDR

Auch am Otto-Hahn-Gymnasium in Monheim war der Konflikt im Nahen Osten am Montag ein Thema. Dort war vergangene Woche ein Fahnenmast herausgehoben und eine israelische Flagge gestohlen worden. Entsprechend aufmerksam waren alle zum Wiederbeginn des Unterrichts. Schulleiter Martin Kaiser konnte im Laufe des Vormittags ein gutes Zwischenfazit ziehen. "Wir hatten so ein bisschen Sorge, was mit dem Schulfrieden passieren wird am ersten Schultag. Aber wir haben festgestellt, dass da zumindest mir nichts berichtet wurde."

TikTok-News etwas entgegenbringen

Kaiser hält es für richtig, im Unterricht über die Geschehnisse der vergangenen Tage zu sprechen. "Wir hoffen, dass wir ins Gespräch kommen. Denn wir müssen davon ausgehen, dass der Überfall der Hamas unterschiedlich bewertet wird." Es sei nötig, zum Teil eine "etwas neutralere Sicht auf die Dinge zu gewinnen". Denn er habe den Eindruck, dass Kinder und Jugendliche "eher gefärbte Medien konsumieren, weniger das Feuilleton der Süddeutschen lesen und sich eher auf TikTok darüber informieren, was gerade im Nahen Osten passiert".

Ministerin: Kein Platz für Antisemitismus an Schulen

NRW-Schulministerin Dorothee Feller | Bildquelle: WDR

NRW-Schulministerin Dorothee Feller mahnte zum Wiederbeginn des Unterrichts einen friedlichen, respektvollen Umgang an. "Uns alle eint: Antisemitismus, Gewalt und Respektlosigkeit haben an unseren Schulen keinen Platz", sagte die CDU-Politikerin am Montag in Düsseldorf. Die Schulleitungen seien mit Informationsmaterialien zum Umgang mit dem Konflikt versorgt worden. "Wir haben unsere Lehrkräfte ermuntert, das Thema aktiv anzusprechen."

Nach dem ersten Schultag will sich die Ministerin mit Lehrer- und Schulleitungsverbänden austauschen. Dort will sie erfahren, ob es weiteren Unterstützungsbedarf gibt. Sollte etwa das Tragen von Palästinenser-Tüchern zu Problemen führen, werde ein Verbot erwogen. Für die Schulen in Berlin ist das bereits wegen Gefährdung des Schulfriedens untersagt worden.

Unsere Quellen:

  • WDR-Dreharbeiten in Wesel und Monheim
  • Pressekonferenz von NRW-Schulministerin Feller
  • Nachrichtenagentur dpa