Die Nachricht lässt aufhorchen: Im vergangenen Schuljahr 2021/2022 gab es bundesweit 67 Prozent mehr Schülerinnen und Schüler, die die Klasse wiederholt haben, als im Jahr davor. In NRW betrug der Anstieg sogar 126 Prozent - von 15.417 auf 34.790. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervor, die am Montag veröffentlicht wurden.
Haben all die Corona-Einschränkungen an den Schulen also dafür gesorgt, dass nun massenhaft Kinder und Jugendliche sitzen bleiben, weil sie nicht das Lernniveau halten können?
Die Vermutung mag auf den ersten Blick nahe liegen, aber schaut man sich die Zahlen genauer an, zeigt sich eher ein anderes Muster: Nachdem es auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie deutlich weniger Schülerinnen und Schüler gab, die das Schuljahr wiederholten, pendelt sich deren Zahl jetzt wieder auf dem Niveau ein, wie es vor Corona war.
Das Schuljahr 2020/2021 erscheint beim Blick auf mehrere Jahre wie ein "Ausrutscher". Die aktuelle Quote von 2,4 Prozent Sitzengebliebenen wurde auch 2017/2018 schon erreicht, als der Schulbetrieb noch normal lief.
Besondere Regeln für Versetzungen
Und wie kam es zu der geringen Quote im Schuljahr 2020/2021? Das Statistische Bundesamt weist auf "veränderte Versetzungsregelungen" wegen Corona hin. So wurden wie in anderen Bundesländern auch in NRW besondere Regeln für die Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe eingeführt. Zeitweise wurden am Schuljahresende alle Kinder und Jugendlichen in die nächste Klasse versetzt. Ein freiwilliges "Sitzenbleiben" war natürlich möglich. "So wurde die Versetzung vielfach nicht mehr an die schulischen Leistungen geknüpft", erklären die Statistiker.
Unklar ist noch, ob sich all die Schulschließungen und Beeinträchtigungen im Unterricht nicht doch mittelfristig auf die Zahl der "Sitzenbleiber" auswirken. Einen Hinweis darauf, ob es so kommt, dürften die Zahlen für das derzeit laufende Schuljahr liefern, das noch bis in den Sommer geht. Denn in diesem haben sich die Schulen wirklich wieder in Richtung Normalbetrieb bewegt.