Drogen- und Bettlerszene auf dem Dortmunder Wochenmarkt
Lokalzeit aus Dortmund. 30.09.2024. 03:21 Min.. Verfügbar bis 30.09.2026. WDR. Von Dirk Planert.
Aggressive Bettler: Dortmunder Markthändler befürchten Umsatzeinbußen
Stand: 02.10.2024, 06:00 Uhr
Die Händler auf dem Dortmunder Wochenmarkt haben ein Problem mit aggressivem Betteln durch Drogenabhängige. Die Stadt denkt über Maßnahmen nach.
Von Dirk Planert
"Können Sie mit ein bisschen Kleingeld helfen?" Diesen Satz kennen viele Passanten, die in der Dortmunder Innenstadt unterwegs sind. Trotz verstärkter Präsenz von Polizei und Ordnungsamt werden weiterhin Kunden auf Geld angesprochen und teilweise bedrängt.
Sollte sich das nicht ändern, will Dortmunds Ordnungsdezernent Norbert Dahmen einen privaten Sicherheitsdienst für den Wochenmarkt beauftragen. "Wir haben in den letzten zwölf Monaten 4.500 Anzeigen wegen illegalem Drogenkonsum geschrieben und fast 2.000 wegen aggressiven Bettelns. Mehr als alle Kräfte einsetzen können wir nicht."
Anspannung bei den Händlern
Kunden um Geld anbetteln ist nicht erlaubt
Markthändlerin Tanja Bährend ist nervös, wenn sie am frühen Morgen ihren Stand eröffnet: "Morgens im Dunkeln ist es unheimlich, wenn die Junkies auf den Treppen campieren, viele Leute trauen sich dann noch nicht hier her." An diesem Morgen sind Polizei und Ordnungsamt schon früh auf dem Markt unterwegs. Vielleicht sitzt deshalb nur ein einziger Mann am Rande des Hansaplatzes neben den Marktständen. Er spricht niemanden an. Neben ihm der Plastikbecher für Kleingeld. Das ist erlaubt. Aggressives Betteln ist per Definition jede Art des Ansprechens. Das ist verboten.
Mutmaßlich Drogensüchtige stehen ein paar Meter weiter auf dem Westenhellweg, der Haupteinkaufsstraße der Innenstadt, und sprechen Passanten an. Einer davon ist Manuel, 43 Jahre alt. Er weiß, dass das Ärger geben kann: "Ich habe das immer gemacht, weil mir das zu lange gedauert hat. Ich bin drogensüchtig und will die Beschaffungskriminalität unterbinden, weil ich im Gefängnis saß wegen Diebstählen".
Drogenkonsum in aller Öffentlichkeit
Crack hat sich in der Szene verbreitet. Für Kokain müssen mindestens 20 Euro beim Dealer bezahlt werden, bei Crack sind es nur acht Euro. Die hat man als Bettler schneller zusammen. Manuel hat sie jetzt. Keine fünf Minuten dauert es, dann ist er mal kurz um die Ecke, Crack kaufen. Den weißen Stein raucht er in Sekunden weg, mitten auf dem Westenhellweg vor einer Drogerie. Der Suchtdruck ist enorm.
Problem für Geschäftsleute und Markthändler
"Die kommen auf einen und auf die Kunden zu und fragen permanent nach Geld. Nicht nach Essen, nach Geld und wenn man nichts gibt, dann werden sie aggressiv", sagt Nils Schulte. Er betreibt einen Obst- und Gemüsestand und ist Sprecher der Dortmunder Marktbeschicker.
Die Kunden wollen hier entspannt einkaufen
Er hat Angst, dass durch diese Belästigung die Kunden wegbleiben. An den Bettlern, die mit ihrem Becher dasitzen, störe sich keiner der Markthändler. Die Drogenkranken mit ihrem aggressiven Betteln seien das Problem.
Hilfsangebote statt Polizei?
Strafanzeigen wegen Diebstählen oder Körperverletzung auf dem Wochenmarkt hat es laut Polizei in den vergangenen sechs Monaten nicht gegeben.
Mehr Polizei allein dürfte das Problem nicht lösen. Das weiß auch Händlerin Tanja Bährend: "Mehr Hilfe für diese Leute, alleine schaffen die das nicht, sich zu helfen. Ich denke mal, dann wird es auch besser."