Karl-Erivan Haub

Lebt verschollener Ex-Tengelmann-Chef noch?

Stand: 25.05.2023, 19:32 Uhr

Zwei Jahre, nachdem Karl-Erivan Haub für tot erklärt wurde, sind Fotos aufgetaucht, die Haub in Moskau zeigen sollen. Die Staatsanwalt prüft nun die Aufhebung der Todeserklärung.

Grund dafür sind Dokumente, die bei der Kölner Staatsanwaltschaft eingegangen sind. Die Behörde bestätigte auf Anfrage des WDR, dass etwas beim Amtsgericht Köln eingegangen sei. Zuvor hatten der Stern und RTL über ein Foto berichtet, das von einer Überwachungskamera in Moskau im Februar 2021 aufgenommen wurde und auf dem "mit hoher Wahrscheinlichkeit" der frühere Tengelmann-Chef zu sehen sei.

Unternehmer nach Ski-Tour vermisst

Die Geschichte um das Verschwinden von Karl-Erivan Haub liest sich wie ein Krimi. Er gilt seit dem 7. April 2018 als verschollen. Der damals 58-Jährige brach in Zermatt zu einer Tour in die Schweizer Berge auf. Der erfahrene Skifahrer kehrte nicht zurück. Die Suche nach ihm blieb ergebnislos. Drei Monate später fand eine Trauerfeier für Haub und seinen verstorbenen Vater in Mülheim an der Ruhr statt. Dort befand sich bis 2021 der Firmensitz von Tengelmann.

Geschäftführung Tengelmann

Die drei Brüder Karl-Erivan (links), Georg und Christian Haub (rechts).

Nach dem Verschwinden von Haub entbrannte ein Streit um seine Nachfolge. Haubs Brüder Christian und Georg stellten einen Antrag auf Todeserklärung. Die Frau und die Kinder des Vermissten stimmten erst nach heftigem Widerstand zu. Haub wurde 2021 für tot erklärt. Der jüngste Bruder Christian Haub übernahm nach einem erbitterten Streit mit seinen Bruder Georg 2022 die Unternehmens-Leitung.

Kriminalität und Geldwäsche als Motiv

Mit der Recherche der Journalistin Liv von Boetticher wird möglicherweise ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Familie geschrieben: Karl-Erivan Haub sei gar nicht tot, so ihre These, sondern in Moskau untergetaucht. Auf die Spur kam sie durch Recherchen, die Haubs Bruder Christian nach dessen Verschwinden in Auftrag gegeben hatte.

Demnach soll Haub bereits seit 2008 Kontakt zu einer Russin mit Verbindungen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB gehabt haben. Von Boetticher berichtet von Verbindungen nach Russland zur organisierten Kriminalität und von Geldwäsche. Der aktuelle Aufenthaltsort von Haub sei im Umfeld der Familie bekannt, und es werde alles unternommen, um ihn zu verschleiern.

Die Familie Haub taucht regelmäßig in Rankings der reichsten Unternehmer auf. Im Februar 2023 bezifferte das Wirtschaftsmagazin Forbes das Vermögen des aktuellen Tengelmann-Chefs Christian Haub auf 4,4 Milliarden Dollar. Damit zählt er zu den zehn reichsten Unternehmern in NRW. 

Größter Lebensmittelhändler in den 1990er Jahren

Ein Tengelmann-Geschäft

Tengelmann zeitweise größter Lebensmittelhändler der Welt

Tengelmann galt zeitweise als größter Lebensmittelhändler der Welt und beschäftigte 200.000 Mitarbeiter. Der Vater von Karl-Erivan Haub hatte das Geschäft in den 1980er und 90er-Jahren durch zahlreiche Zukäufe ausgebaut. Zu dem Handelshaus gehörten zeitweise die Supermärkte Plus, Tengelmann, Kaiser’s, die Billigtextilkette Kik, Anteile des Ein-Euro-Shops Tedi sowie die Obi-Baumärkte.

Ende der 90er Jahre geriet die Tengelmann-Gruppe in eine schwere Krise. Karl-Erivan Haub übernahm Anfang der 2000er Jahre die Unternehmensleitung. Es folgte ein regelrechter Kahlschlag. Inzwischen setzt die Gruppe mehr auf E-Commerce und hält u.a. Anteile von Unternehmen wie Zalando, Uber und Delivery Hero.

Familiendynastie Tengelmann

Aktuelle Stunde 08.06.2018 02:53 Min. Verfügbar bis 25.05.2024 WDR