Drei jugendliche Opfer und ihre Eltern waren bei der Urteilsverkündung am Dienstagnachmittag im Gerichtssaal. Die Mädchen wollten für sich mit dem Fall abschließen - und dem Angeklagten noch einmal ins Gesicht schauen.
"Es ist ein ungutes Gefühl hier zu sein, weil viele Erinnerungen hochkommen. Gleichzeitig ist es für mich ein sehr wichtiger Schritt in der Verarbeitung", sagt eine der jungen Frauen. Sie hat sich bereits mit anderen Opfern über das Geschehene ausgetauscht: "Viele kommen damit klar, viele aber auch nicht." Dreieinhalb Jahre Haft hält die junge Frau für zu wenig, weil Wolski auch Kinder unter 14 Jahren missbraucht habe.
"Mich macht es betroffen, dass ein Mensch so manipulativ vorgehen kann"
Ralf B. war an fast jedem Prozesstag im Landgericht Bochum, weil seine Tochter zu den Opfern gehört. Er wolle verstehen und für sich aufarbeiten, was passiert ist. Sich heute noch einmal anhören zu müssen, wie Wolski mit den Mädchen umgegangen ist, was er ihnen für sexualisierte Nachrichten geschickt hat, hat ihn schockiert.
"Mich macht betroffen, dass ein Mensch so manipulativ vorgehen kann. Das ist für mich als Vater natürlich schlimm zu hören. Das wusste ich alles nicht", sagt Ralf B. Mit dem Urteil ist er zufrieden. Er rechnet dem ehemaligen SPD-Politiker hoch an, dass er sich zumindest öffentlich bei den Mädchen entschuldigt hat.
Verteidigung hatte auf Bewährungsstrafe gehofft
Der 41-jährige Angeklagte und seine Verteidiger hatten auf eine Bewährungsstrafe gehofft. Trotzdem sei er mit dem Urteil nicht unzufrieden, sagt Verteidiger Edgar Fiebig: "Mein Mandant hat das Urteil relativ ruhig und gelassen aufgenommen. Für ihn ist es ganz wichtig, dass er nach der langen Untersuchungshaft erst mal auf freien Fuß kommt, um zum Beispiel eine Therapie beginnen zu können."
Weil keine Flucht- und Wiederholungsgefahr mehr bestehe, wird Wolski jetzt aus der Untersuchungshaft entlassen, gab der Vorsitzende Richter bekannt. Sobald das Urteil rechtskräftig ist, muss der ehemalige Politiker wieder ins Gefängnis. Ob Verteidigung oder Staatsanwaltschaft Revision einlegen, ist noch unklar.
Umfassendes Geständnis zu Prozessbeginn
Wolski hatte sich mit Minderjährigen zum Sex verabredet und ihnen dafür Geld gezahlt. Einige von ihnen haben gegen Bezahlung auch Nacktfotos an ihn geschickt. Zum Teil waren die Betroffenen, mit denen Wolski in Kontakt war, noch im Kindesalter. Verurteilt wurde er auch wegen des Besitzes und der Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte. Schon zu Prozessbeginn hatte der ehemalige Kommunalpolitiker umfassend gestanden. Dadurch sollte den Betroffenen die Aussage vor dem Bochumer Landgericht erspart werden.
Unser Quellen:
- WDR-Reporter im Gericht
- Landgericht Bochum
- Verteidiger Edgar Fiebig
- Staatsanwaltschaft Bochum