Es regnet in Strömen. Trotzdem sind dem Aufruf der IG Metall einige Hundert Stahlarbeiter gefolgt. Mit Trillerpfeifen, Fahnen und roten Regencapes mit der Aufschrift "Wir streiken!" ziehen sie um das Firmengelände von Thyssenkrupp Steel im Duisburger Norden bis zum Tor 1. Auch die Auszubildenden sind mit einem extra Demozug dabei.
Zwei Verhandlungsrunden gescheitert
"Der Regen ist mir egal! Es geht schließlich um unsere Zukunft", sagt ein Demoteilnehmer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Bei der letzten Verhandlungsrunde hatten die Arbeitgeber 3,1 Prozent mehr Lohn für 15 Monate angeboten. Die Arbeitszeitverkürzung auf 32 Stunden hatten sie als "weder organisier- noch finanzierbar" zurückgewiesen. Auch die zweite Runde brachte keine Annährung.
Die Stimmung am Dienstag ist dementsprechend aufgeheizt. "Der Arbeitgeber muss endlich mal verstehen, dass das so nicht weitergeht. Die Belegschaft verdient die 8,5 Prozent", sagt der Vorsitzende des Betriebsrats Ali Güzel. Schließlich seien die Preise extrem gestiegen und am Ende bliebe von den 8,5 Prozent nach Abzug der Inflation gar nicht mehr viel übrig. Später ruft Güzel von der Bühne "Stahl ist?" und die Menge brüllt: "Zukunft!"
32 Stundenwoche trotz Fachkräftemangels
Auch die 32 Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich hält die IG Metall durchaus für realisierbar. "Wir haben schon ganz viele Betriebe, die die 32 Stunden Woche anbieten, auch bei Thyssenkrupp gibt es die Wahlarbeitszeit. Ich glaube schon, dass die Arbeitgeber wissen, wie das gehen kann", sagt Karsten Kaus, von der IG Metall Duisburg-Dinslaken. Bisher bedeutet eine geringere Arbeitszeit aber auch einen geringeren Verdienst.
Angesprochen auf den Fachkräftemangel und wie das zusammenpasse, erwidert er: "Seit 15 Jahren erklären wir den Arbeitgebern, dass die Boomer in Rente gehen. Jetzt wo es passiert, jammern sie, haben aber vorher noch 7000 Leute früher gehen lassen."
24 Stunden Streik angedroht
Am kommenden Donnerstag (07.12.2023) ist die nächste Verhandlungsrunde, eine weitere am Montag darauf. Sollte man sich dann nicht einig werden, plant die IG Metall zunächst einen 24 Stunden Streik.
Sollte auch der keinen Erfolg bringen, will die Gewerkschaft zur Urabstimmung aufrufen und gegebenenfalls zu unbefristeten Streiks aufrufen. Karsten Kaus: "Wir wollen keine Eskalation und hätten gerne noch vor Weihnachten ein gutes Ergebnis, aber wenn es am Montag nicht fluppt, müssen wir eben weitere Schritte gehen."
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- IG Metall
- Betriebsrat Thyssenkrupp Steel
Über dieses Thema berichtet der WDR am 05.12.2023 auch in der Lokalzeit Duisburg im Fernsehen.