Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat die Sommerakademie Anfang der 1990er Jahre ins Leben gerufen und sie ist nach dessen Angaben europaweit einzigartig; finanziert wird sie aus dem LVR-Topf für regionale Kulturförderung.
30 Studierende aus sieben europäischen Ländern
30 Studierende tauschen Jahr für Jahr Hörsaalbänke und staubtrockene Theorie vorübergehend ein gegen einen Platz in der Xantener Grabungsfläche und schweißtreibenden Erdarbeiten – schon im 36. Jahr. Sie kommen diesmal aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz.
Nahe ihres Einsatzortes lebt das Team in der rekonstruierten römischen Herberge mitten im Parkgelände.
Fundstücke aus dem 2. Jahrhundert
Vielmehr sieht er sich und die anderen als „Detektive der Geschichte“. Es sei spannend, den Lebensumständen vor fast 2.000 Jahren im römischen Xanten nachzuspüren.
Grabungsleiter und Archäologe Christian Schöne sagt: „Wir legen Mauerwerke, Fundamente und Fundstücke aus dem 2. und 3. Jahrhundert nach Christi frei; hier haben einst Handwerker gearbeitet und gewohnt.“
Spitzhacken, Schaufeln und Spachteln
Mit diesen Geräten und in dieser Reihenfolge läuft eine Grabung ab. Nach dem groben Erdaushub stößt man, kaum hüfttief, auf antike Schichten. Dann arbeitet das Team kniend und kratzt Zentimeter für Zentimeter frei, sichert Funde.
In der Sommerakademie üben die Studierenden unter Realbedingungen.
Eine Studentin der Uni Basel freut sich, eine Münze mit Kaiser Nero darauf, gefunden zu haben. Auch ein Ring mit einem Schlüssel, der auf eine antike Schatulle gepasst haben dürfte, zählt zu den Funden – ebenso Alltagsgegenstände wie Überreste von Tongefäßen, Amphoren und Tierknochen.
Von A bis Z ohne Zeitdruck
Das Team lernt, wissenschaftliche Zeichnungen anzufertigen, ein Grabungstagebuch zu führen, Grabungsflächen professionell zu dokumentieren. Außerdem vermitteln renommierte Fachleute zum Beispiel Vermessungstechnik, Bodenkunde und Archäozoologie, mit deren Hilfe man Tierknochen bestimmt, um römischen Essgewohnheiten auf die Spur zu kommen.
In der Ausgrabungsfläche finden die Studierenden tatsächlich richtige Schätze.
„Hier lernen die Studierenden wirkliche alle Grabungstätigkeiten und es gibt keinen Zeitdruck", erzählt Archäologe Schöne. Und genau dies heißt es beim LVR unterscheide die Praxisausbildung in Xanten von Praktika an anderen Grabungsorten, wo Studierende eventuell nur ein, zwei spezifische Arbeiten erledigen und alles meist schnell gehen muss.
Riesige Nachfrage, wenige Plätze
Laut APX bewerben sich jährlich rund 100 Studierende aus Europa. Als eine der Voraussetzungen müssen sie die deutsche Sprache beherrschen, weil auch die Fachleute ihr Wissen auf Deutsch vermitteln.
Jeweils 15 Teilnehmer absolvieren die vierwöchige Sommerakademie. Nachdem die jetzige Gruppe Mitte August ihre Ausbildung beendet hat, folgt nach einigen Tagen Grabungspause eine zweite 15-köpfige Gruppe, die dann wiederum für vier Wochen ausgebildet wird.
Unsere Quellen:
- Landschaftsverband Rheinland
- Grabungsleiter
- Studierende
- WDR-Reporter vor Ort
Über dieses Thema berichten wir am 16.08.24 in der Lokalzeit Duisburg um 19:30 Uhr im WDR-Fernsehen.