Anschlag geplant: Prozessbeginn in Duisburg Lokalzeit aus Duisburg 25.07.2024 02:36 Min. Verfügbar bis 25.07.2026 WDR Von Petra Vennebusch

Prozess: Duisburger plante offenbar Anschlag auf Pro-Israel-Demo

Stand: 25.07.2024, 18:24 Uhr

Prozessbeginn in Duisburg gegen Tarik S.: Der 30-Jährige wollte offenbar einen Laster in eine Pro-Israel-Demo steuern.

Auf dem Foto ist ein Gebäude in verschiedenen Brauntönen. Davor ist eine Wiese. | Bildquelle: Olaf Döring/imageBROKER/vario images

Mit aufrechtem Gang und festen Blick kommt Tarik S. in den Gerichtssaal. Er lächelt, scherzt mit seinem Anwalt, wirkt ruhig und gefasst. Dabei erhebt die Staatsanwaltschaft schwere Vorwürfe gegen ihn. Der 30-Jährige soll zunächst einen Anschlag auf eine Duisburger Polizeiwache, später dann auf eine LGBTQ-Veranstaltung geplant haben.

Lkw sollte in Menschenmenge rasen

Als dann die Hamas im Oktober Israel angegriffen hat, soll der Angeklagte nochmal seine Anschlagpläne geändert haben. Er soll dann einen Anschlag auf eine Solidaritätskundgebung in Israel geplant haben. Konkret soll er da geplant haben mit einem Lkw in die Teilnehmermenge zu fahren.

Wie weit die Pläne schon fortgeschritten waren, muss das Gericht jetzt klären. Ein ausländischer Geheimdienst soll den Ermittlern den entscheidenden Tipp gegeben haben. Tarik S. habe in einem Chat mit einer Kontaktperson in Syrien von seinen Anschlagsplänen erzählt. Daraufhin nahm ihn eine Spezialeinheit in Duisburg vergangenen Oktober fest. Sein Verteidiger will einen Freispruch für seinen Mandanten erreichen.

"Es ist ein völlig unbekannter Geheimdienst, wir wissen nicht woher diese Erkenntnisse kommen. Es ist eine Art Geheimverfahren, uns wird nicht mitgeteilt, woher diese Erkenntnisse stammen", sagt Verteidiger Mutlu Günal.

Angeklagter nahm an Austeigerprogramm teil

Der Angeklagte Tarik S. beim Prozessbeginn | Bildquelle: WDR/Petra Vennebusch

Der Angeklagte hat schon einmal im Gefängnis gesessen. Als 19-Jähriger reist er nach Syrien, schließt sich dort dem Islamischen Staat an. Tarik S. taucht in Propagandavideos auf, ist bei Kämpfen des IS in Syrien und im Irak dabei. In Deutschland wird er dafür zu fünf Jahren Jugendstrafe verurteilt. Danach nimmt er am Aussteigerprogramm des Innenministeriums, kurz API, teil.

Eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigt die Teilnahme Tarik S.am Aussteigerprogramm seit 2016. Es gebe aber keine Garantie auf Erfolg. Persönliche Probleme des Angeklagten könnten außerdem auf den Prozess auswirken.

Bis zu 15 Jahre Haft

Laut seinem Anwalt hat Tarik S. tatsächlich seinen Job verloren, seine Frau habe sich von ihm scheiden lassen. Er stamme aus einer schwierigen Familie. Aber ob das wie zuletzt bei der Jugendstrafe auch diesmal ins Gewicht fällt - darüber muss das Gericht in den nächsten fünf Verhandlungstagen entscheiden. Bei einer Verurteilung drohen Tarik S. bis zu 15 Jahre Haft.

Unsere Quellen:

  • Landgericht Duisburg
  • vorangegangene Recherchen des WDR
  • WDR-Reporterin vor Ort