Prozessbeginn gegen Terrorverdächtigen aus Castrop-Rauxel
Verfügbar bis 20.09.2025. Von Jan Schulte.
Prozessauftakt gegen Terrorverdächtigen aus Castrop-Rauxel
Stand: 20.09.2023, 15:04 Uhr
Vor dem Dortmunder Landgericht hat der Prozess gegen einen Terrorverdächtigen aus Castrop-Rauxel begonnen. Der Iraner soll einen islamistischen Anschlag geplant haben.
Von Lars Faulenbach
Am ersten Verhandlungstag wurden zunächst die Personalien festgestellt und die Anklage verlesen. Anschließend erklärte der Anwalt des Angeklagten, Marco Ostmeyer: "Wir werden zum jetzigen Zeitpunkt weder zur Sache, noch zur Person eine Einlassung abgeben." Außerdem wurden am ersten Verhandlungstag zwei Zeugen gehört. Es handelt sich um zwei Polizisten, die in die Ermittlungen gegen den Angeklagten eingebunden waren. Der Prozess wird am 28.09. fortgesetzt. Insgesamt sind zunächst neun Verhandlungstage angesetzt.
Schwere Anklagepunkte
Die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf hat den 26-Jährigen wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat und der Terrorismusfinanzierung angeklagt. Er habe einen islamistisch motivierten Anschlag mit einem Giftstoff geplant. Sein Ziel dabei war, eine möglichst große Anzahl von arg- und wehrlosen Menschen zu töten, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft.
Staatsanwaltschaft: Pläne für einen Giftanschlag
Unter anderem soll er sich im Oktober und Dezember des vergangenen Jahres mehrfach im Internet informiert haben, wie man Rizin und Cyanid selber herstellt, zwei hoch toxische Giftstoffe. Diese Informationen soll er auch auf seinem Mobiltelefon gespeichert haben. Außerdem soll er über Messengerdienste im Kontakt zu Islamisten gestanden und sich mit ihnen über die Herstellung der Giftstoffe ausgetauscht haben.
Mit älterem Bruder über Giftstoffe ausgetauscht
Dazu soll er laut Anklage mit seinem 32 Jahre alten Bruder über die Herstellung von Giftstoffen kommuniziert und dabei unter anderem geschrieben haben, dass noch Eisenstaub fehle. Die Anklageschrift wirft ihm zudem vor, im Januar 2023 im Besitz aller Einzelbestandteile gewesen zu sein, die aus seiner Sicht ausreichten, um Cyanid herzustellen.
Anti-Terror-Razzia im Januar
In der Nacht vom 7. auf den 8. Januar waren der Angeklagte und sein Bruder in einem spektakulären Anti-Terror-Einsatz in der Wohnung des Bruders in Castrop-Rauxel festgenommen worden. Davor hatte es Hinweise von ausländischen Geheimdiensten gegeben, in der Wohnung des älteren Bruders könnten Cyanid und Rizin lagern.
Die Stoffe wurden bei der Durchsuchung allerdings nicht gefunden, auch nicht bei der Durchsuchung mehrerer Garagen. Lediglich kleine Mengen möglicher Zutaten - darunter auch Chemikalien - seien gefunden worden, so ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Innenminister Herbert Reul (CDU) hatte von "Kleinstmengen chemischer und biologischer Substanzen" gesprochen, die gefunden worden seien.
Bruder wieder frei
Der 32-jährige Bruder war nach einem Haftprüfungstermin Ende Januar wieder frei gekommen. Das Verfahren gegen ihn wurde mangels Tatverdacht wieder eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte ihm ursprünglich vorgeworfen, in die Pläne seines Bruders eingebunden gewesen zu sein, das hatte er bestritten. Hinweise hatten sich nicht ergeben.
Angeklagter bereits vorbestraft
Der Angeklagte hingegen war bereits früher mit dem Gesetz in Konflikt geraden. Er war 2018 wegen versuchten Mordes zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte in Dortmund von einer Brücke einen schweren Ast auf die A45 geworfen.
Der Ast traf den Wagen einer Autofahrerin, die unverletzt blieb. Einen Teil der Haft verbüßte er in einer Alkohol-Entzugsanstalt. Dort hatte er am Wochenende Freigang. In der Zeit soll er den Giftgasanschlag geplant und die Chemikalien besorgt haben. Wegen dieser Vorstrafe komme im aktuellen Prozess auch eine Anordnung der Unterbringung in der Sicherungsverwahrung in Betracht, sagte ein Gerichtssprecher. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm außerdem bis zu zehn Jahre Haft.
Über dieses Thema berichten wir in der Lokalzeit auf WDR 2 am 20.09.23 ab 06.31 Uhr und im Fersehen ab 19.30 Uhr.