Im Internet gibt sich der beschuldigte Pfarrer als moderner Kirchenmann, der gerne Videos von sich postet und Computerspiele spielt. Auf seinem Instagram-Profil wirbt er sogar dafür, dass sexueller Missbrauch von Frauen und Kindern in der Kirche systematisch thematisiert und aufgeklärt werden muss.
Seit Mai 2020 arbeitet der Pfarrer in der katholischen Gemeinde in Recklinghausen, in der Liebfrauenkirche. Er wurde während der Corona-Pandemie ins Amt eingeführt – deswegen kennen viele Gemeindemitglieder den Geistlichen noch gar nicht.
Entsetzen in der Kirchengemeinde
Das Entsetzen über die schweren Vorwürfe ist dennoch groß in der Liebfrauenkirche. Denn der 41 Jahre alte Pfarrer hatte vor allem durch seine junge, frische und sympathische Art begeistert, erzählen uns heute Gemeindemitglieder. Auf seiner Instagram-Seite folgen dem gebürtigen Bottroper knapp zweieinhalbtausend Menschen.
Dass ausgerechnet bei diesem Pfarrer nun Dateien, die die Darstellung sexualisierter Gewalt an Kindern zeigen, gefunden wurden, macht Cilli Leenders-van Eickels, Sprecherin der Katholischen Stadtkirche Recklinghausen, betroffen:
"Also wenn man sagt, der Verdacht hat sich erhärtet, dann ist das ein Faktum, das verstört. Was ich mir erhoffe ist, dass es eine korrekte Aufarbeitung gibt und keine Verschleierung. Und dass am Ende Klarheit dazu führt, dass entsprechende Konsequenzen gezogen werden können."
Pfarrer vom Dienst suspendiert
Die Wohnung des 41-jährigen Geistlichen war im November vergangenen Jahres durchsucht worden. Der Beschuldigte ist seitdem vom Dienst suspendiert. Aus der Wohnung in der Pfarrei ist er ausgezogen.
Datenauswertung dauert Wochen
Dem Mann wird der Besitz von Darstellung sexualisierter Gewalt gegen Kinder vorgeworfen. Ob es zu einer Anklage kommt, ist noch offen. Die Daten, im zweistelligen Terrabyte-Bereich, müssen noch mehrere Wochen lang ausgewertet werden. Der Verdacht gegen den Pfarrer hat sich in jedem Fall schon erhärtet, sagt der Kölner Staatsanwalt.
Bistum Münster wartet Ergebnisse ab
Dem Bistum selbst lägen darüber hinaus keine weiteren Hinweise vor, dass noch andere Personen involviert seien, erklärte dessen Interventionsbeauftragter Peter Frings: "Wir warten ab, was die Ermittlungen schlussendlich ergeben." Danach werde man über das weitere Vorgehen entscheiden.