Saatgut von rheinischen Gemüsen auf dem Weg zum Saatguttresor auf Spitzbergen

Lokalzeit aus Bonn 16.10.2023 Verfügbar bis 16.10.2025 WDR Von Britta Schwanenberg

Zwölf rheinische Gemüsesorten kommen in den Saatgut-Tresor

Stand: 16.10.2023, 16:26 Uhr

Gezüchtet wurden sie einst in der Region, jetzt sollen die Tomaten-, Salat- und Bohnensaaten sicher für die kommenden Generationen auf Spitzbergen aufbewahrt werden – bei minus 18 Grad.

Von Christian von Stülpnagel

Die kleinen, silbernen Päckchen sind unscheinbar, aber für Maximilian Weigend vom Botanischen Garten der Universität Bonn sind sie ziemlich wertvoll. Denn ihr Inhalt soll dafür sorgen, dass regionale Gemüsesorten auch noch in vielen Jahren angebaut werden können. Dafür werden sie jetzt mit dem Flugzeug nach Svalbard auf Spitzbergen geschickt – und dort im sogenannten Saatgut-Tresor bei -18 Grad eingefroren.

In solchen kleinen Tüten wird das Saatgut auf Spitzbergen tiefgefronen, rund 100 Samen sind darin.

In diesen kleinen Tüten wird das Saatgut auf Spitzbergen eingefroren.

In den vakuumierten Päckchen ist Saatgut von zwölf Tomaten-, Salat- und Bohnensorten aus dem Botanischen Garten der Universität Bonn, sie tragen opulente Namen wie "Bonner Beste", "Rheinlands Ruhm" oder "Kölner Palm".

"Das sind Sorten, die speziell hier für den Einsatz im Rheinland gezüchtet worden sind", erklärt Maximilian Weigend, als er zwischen Tomatensträuchern steht, an denen auch bei kühlen acht Grad noch rote Früchte hängen: "Die Sorten sind für den Freilandanbau optimiert und Sie sehen ja, auch jetzt im Oktober sind sie noch voller Tomaten, das würden die meisten modernen Sorten nicht hinbekommen."

Krisensicher für die kommenden Generationen

Bonner Saatgut wird in SPitzbergen eingefroren.

Auf Spitzbergen sollen die Samen dieser Pflanzen auch Krisen wie Hochwasser und Kriege überstehen und für die Nachwelt erhalten bleiben – aber auch die Ernährung der Welt in Zukunft sicherstellen, wie Stefan Schmitz betont: "Das bedeutet auch eine Vielfalt der genetischen Schätze. Das wird immer wichtiger, gerade in Zeiten des Klimawandels. Für die Forschung, um daraus neue Sorten zu züchten, die besser an neue Umweltsituationen angepasst sind." Schmitz ist Direktor des Crop Trusts, einer Bonner NGO, die Saatgutbanken auf der ganzen Welt finanziert.

Die größte steht auf Spitzbergen, 1,2 Millionen Sorten sind schon auf Spitzbergen eingefroren. Aus Bonn sind es jetzt die ersten zwölf – für Stefan Schmitz etwas ganz besonders: "Ich bin Bonner, habe hier studiert und freue mich, dass ich etwas dazu beitragen kann, dass so etwas bewahrt und für die Zukunft gesichert werden kann."

Weitere Sorten sollen folgen

Für die Bonner Samen steht jetzt eine lange Reise an. Bislang wurden sie gezüchtet, getrocknet und haltbar gemacht, jetzt geht es mit dem Flugzeug nach Spitzbergen, auf halben Weg zwischen Nordkap und Nordpol. Nächste Woche sollen sie gemeinsam mit Saatgut aus der ganzen Welt eingefroren werden. Und Maximilian Weigend arbeitet schon an der nächsten Fuhre: "Unser Ziel ist es, alle Sorten hier aus dem Botanischen Garten einzulagern. Wir fangen jetzt an mit zwölf, und wir sind in Gesprächen, nächstes und übernächstes Jahr weitere Sorten nach Svalbard zu schicken."