Stadtpark als Paradies für Zecken?

Stand: 16.07.2024, 16:42 Uhr

Grünflächen verbessern das Stadtklima. Negative Effekte der Begrünung, wie Gesundheitsrisiken durch Zecken, zeigt ein Bonner Forschungsprojekt. Es soll helfen Stadtplanungen zu optimieren.

Von Merle Giebeler

Mit großen weißen Tüchern ziehen die Forschenden durch Grünflächen in Bonn und Köln. Ihre Mission: Zecken sammeln. Zum Beispiel in der Bonner Rheinaue, im Kölner Stadtwald oder im Kottenforst. Sie wollen herausfinden: Wie viele Zecken leben hier? Welche Arten von Zecken? Mit welchen Krankheitserregern?

Grünflächen als Gesundheitsrisiko?

Ein Teil der GreenBalance Nachwuchsgruppe bei der Zeckensammlung. | Bildquelle: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / K. Wislsperger

Hinter der Studie steckt das Projekt "GreenBalance" des Universitätsklinikums Bonn. Dabei wird erforscht, wie sich Grünflächen in Städten auswirken - positiv und negativ. Auf der negativen Seite steht dabei, dass sich in städtischen Grünflächen offenbar nicht nur Menschen, sondern auch krankheitsübertragende Tiere wie Zecken pudelwohl fühlen.

„In den letzten Jahren haben sich insbesondere städtische Grünflächen zunehmend als potenzielle Orte für menschliche Infektionen mit zeckenübertragenen Krankheiten erwiesen.“ Dr. Timo Falkenberg, Projekt "GreenBalance" Bonn

Auf elf Grünflächen in Bonn und Köln sammeln die Forschenden jetzt Zecken. Die Tiere, die sie - auch mithilfe des großen weißen Tuchs - auf Wiesen, Sträuchern und Bäumen sammeln. Im Labor werden die Tiere dann auf Krankheitserreger untersucht.

Hundertausende Todesfälle weltweit

Laut Uniklinik Bonn verursachen sogenannte vektorübertragene Krankheiten jedes Jahr rund 700.000 Todesfälle weltweit. Vektoren sind Organismen, die Infektionskrankheiten übertragen - wie Zecken oder Stechmücken.

Zecke gefunden? Einschicken erwünscht!

Interessierte aus dem Raum Köln/Bonn können die Forschung unterstützen, indem sie zum Beispiel Zecken einschicken, die sie selbst finden. Darüber hinaus gibt er verschiedene Umfragen, mit denen das Forscherteam herausfinden möchte, wie die Grünflächen genutzt werden. Auf den Flächen, die untersucht werden, hängen etwa Poster mit QR-Codes , die zu einer 10-minütigen Umfrage führen.

Projektförderung vom Bund für bessere Städteplanung

Perspektivisch will das GreenBalance-Projekt Handlungsempfehlungen ausarbeiten für künftige Städteplanungen. Wie können städtische Grünflächen so gestaltet werden, dass die positiven Auswirkungen überwiegen und das Gesundheitsrisiko minimal bleibt? Das Bundesministerium für Bildung, Forschung und Entwicklung fördert das Projekt bis Ende 2027 mit knapp 1,5 Millionen Euro.

Unsere Quellen:

  • Universitätsklinikum Bonn
  • Dr. Timo Falkenberger, Projektleiter GreenBalance