Ein kleines Bett, ein schmaler weißer Schreibtisch und ein einziger Plastikstuhl. Daneben eine Küchenzeile mit Mikrowelle. Jeder Winkel der 16 Quadratmeter-Wohnung ist ausgefüllt. Dafür zahlt Marie 706,21 Euro Miete in Köln jeden Monat.
„Ich bin nur zum Schlafen hier. Lernen kann ich nicht, weil die Wände so dünn sind. Ich lade auch keine Freundinnen und Freunde ein, ich habe ja nur einen Stuhl.“ Die 26-Jährige mit den mittellangen braunen Haaren studiert Gesundheitsökonomie in Köln. Wir können weder ein Foto von ihr noch von ihrer Wohnung zeigen. Marie hat zu viel Angst, dass ihr Vermieter sie rausschmeißen würde, wenn er das veröffentlicht sieht.
Vor ihrem Umzug hatte Marie unzählige andere Wohnungen, Studierendenwohnheime und WGs angeschrieben. Immer ohne Erfolg. Das teure Zimmer war die letzte Option.
Marie hat einen Nebenjob, um die Miete bezahlen zu können.
Geld entscheidet über Studienort
Viele Studierenden in NRW erleben ähnliches wie Marie: Wohnungsnot. Jacob Steils wohnt in Düsseldorf und hat nach langer Suche zwar eine zentrale Wohnung bekommen, aber: „Der Balkon ist gesperrt worden, weil er einbruchsgefährdet ist“. Für etwa 18 Quadratmeter in der Wohngemeinschaft zahlt er 560 Euro.
Soukaina Errafay wollte Politikwissenschaften in Köln studieren. Das war aber, trotz Bafög-Höchstsatz von fast 1000 Euro, finanziell nicht stemmbar. „Deswegen musste ich mich für meine zweite Wahl entscheiden“, sagt Soukaina. Sie studiert jetzt in Duisburg.
Notschlafstellen gegen Wohnungsnot
Zum Semesterstart legt der AStA in Köln Luftmatratzen eng an eng in einem großen Raum in einem Keller, der von der Katholischen Hochschulgemeinde Köln sonst als Partyraum genutzt wird.
„Duschen gibt es woanders auf dem Campus, wenn man sich vorher angemeldet hat“, erklärt Mats Brendel vom AStA.
Das dürfe in Zukunft nicht so weitergehen, finden die Studierendenvertretungen und weitere Jugendorganisationen in Köln. Sie haben diese Woche einen Brandbrief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschickt. „Wir, die Studierenden dieser Stadt, sind in akuter Not und Sie hören uns nicht zu“, schreiben sie.
Wohnungsnot bleibt erstmal
Sie fordern die Bildung einer Arbeitsgruppe und einen Wohnungsgipfel, um gemeinsam Lösungen zu finden. Doch die Stadt zeigt auf das Land NRW, das Studierendenwerke beim Ausbau ihrer Unterkünfte finanziell unterstützen müsse. Das Land wiederum spricht davon, dass in vielen Städten Baukapazität fehle.
Die Wohnungsnot für Studierende wie Marie in Köln und anderen Städten NRWs wird also erstmal bleiben.