Missbrauch: Woelki macht Gutachten eingeschränkt zugänglich

Stand: 10.12.2020, 16:55 Uhr

Der Kölner Erzbischof wollte ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch durch Priester nicht veröffentlichen. Nun sollen einzelne Personen doch Einblick in das Dokument erhalten.

Von Frank Piotrowski

Rainer Maria Woelki stand wegen seiner Entscheidung seit vier Wochen massiv in der Kritik. Auch von vielen katholischen Organisationen kam scharfer Gegenwind. Nun kündigte der Kölner Erzbischof und Kardinal an, das Gutachten doch für Betroffene, interessierte Einzelpersonen und Journalisten öffentlich zu machen.

Sein erstes Einlenken erklärte er in einer Videokonferenz vor 70 Priestern des Kölner Erzbistums, dem sogenannten Diözesanpastoralrat. Auch einige Priester hatten öffentlich gegen Woelki opponiert.

Angeblich grobe methodische Fehler

Die Entscheidung, das Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl nicht zu veröffentlichen, hatte das Erzbistum mit groben methodischen Fehlern begründet. Weder Woelki noch anderen Mitgliedern der Bistumsleitung sei bis heute der Inhalt des Gutachtens bekannt, teilte das Erzbistum mit.

Vor der Veröffentlichung habe aber ein weiterer Jurist das Gutachten geprüft und für fehlerhaft befunden. Deshalb habe der Kardinal die Veröffentlichung gestoppt. Das Bistum Aachen, das ein ähnliches Gutachten bei derselben Kanzlei in Auftrag gegeben hatte, hatte keine Bedenken und veröffentlichte das Dokument vor zwei Wochen.

Einsichtnahme wohl erst im März möglich

Das Erzbistum Köln beauftragte hingegen ein neues Gutachten bei einer Kölner Kanzlei. Es soll im März fertig sein. Dann soll auch das alte Gutachten zugänglich gemacht werden. Sowohl die in Zusammenarbeit mit dem Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung einzurichtende Kommission, als auch eine eigene unabhängige Aufarbeitungskommission sollen zu diesem Zeitpunkt Einsicht in das Gutachten erhalten. Mit der Ankündigung dieser beim Erzbistum angesiedelten Kommission setzt Woelki das um, was die Bischöfe bereits im Juni gemeinsam entschieden haben.

In den vergangenen Tagen war in den Medien ein Nebengutachten aufgetaucht, dass unter anderem die verstorbenen früheren Bischöfe Höffner und Meisner, den amtierenden Hamburger Erzbischof und ehemaligen Kölner Personalchef Heße und den früheren Generalvikar Feldhoff im Zusammenhang mit dem Vertuschen von Sexualstraftaten durch Priester benennt.