Eishockey - Altmeister DEG droht erster Abstieg aus der DEL

Stand: 04.11.2024, 11:20 Uhr

Schwere sportliche Krise in der Deutschen Eishockey Liga: Der Düsseldorfer EG droht der erste sportliche Abstieg aus dem Eishockey-Oberhaus.

Der achtmalige Deutsche Eishockey Meister mit seiner glorreichen Vergangenheit kennt im zweiten Jahr nacheinander nur eine Richtung: abwärts.

Nach zwei weiteren Niederlagen am Wochenende gegen Bremerhaven (1:3) und in Straubing (2:4) ist der Rückstand des Tabellenletzten nach 15 von 52 Hauptrundenspielen auf fünf Zähler auf den Vorletzten Iserlohn angewachsen.

Trainer Reinprecht steht nicht in Frage

"Das zermürbt die Jungs", klagte Chefcoach Steven Reinprecht, unter dem es eigentlich besser laufen sollte als unter Vorgänger Thomas Dolak. Dieser musste nach der bereits miesen vorherigen Saison gehen.

Reinprecht steht indes aktuell nicht zur Disposition.  Dieselben Probleme wie vor einem Jahr - nur schlimmer Schon vor Jahresfrist war der stolze Altmeister katastrophal gestartet. "Dass einiges im Argen lag, lässt sich nicht abstreiten", bekannte Sportdirektor Niki Mondt bei Magentasport.

Ziele weit verfehlt

"Wir wollen natürlich nicht am Tabellenende rumkrebsen. Das war nicht der Plan. Wir wollten eigentlich weiter oben mitspielen, um in die Playoffs zu kommen."  Davon sind die Düsseldorfer, deren bislang letzter Meistertitel fast 30 Jahre zurückliegt, meilenweit entfernt. Ist die DEG auch zum Ende der Vorrunde Letzter, droht einige Wochen später der Abstieg - sofern eine Mannschaft in der DEL2 die Playoffs gewinnt und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Aufstieg erfüllt.

Sportdirektor der Düsseldorfer EG Niki Mondt. | Bildquelle: IMAGO / Eibner

Das war 2023 und 2024 nicht der Fall, ist in dieser Saison aber wahrscheinlicher: Alle fünf Clubs, die für den Aufstieg infrage kommen, stehen aktuell in der Spitzengruppe des Unterhauses oder auf Playoff-Plätzen.

Schlechte Stimmung überall

"Die Stimmung im Umfeld ist natürlich sehr bescheiden", gestand Mondt. Zuletzt soll es immer mehr kritischere Fragen der Gesellschafter an den früheren Nationalspieler gegeben haben. Vor einem Jahr hatten sich Club und die finanzierenden Gesellschafter für einen Coup gefeiert, der sich inzwischen als Klotz am Bein des Clubs erweist.

Der norwegische Nationaltorhüter Henrik Haukeland - einer der besten Keeper Europas - unterschrieb einen hoch dotierten Vertrag über sechs Jahre. Und der 29-Jährige verkündete vollmundig, der Gewinn von Titeln in den kommenden Jahren sei zwangsläufig. Schon in der Vorsaison verpasste der von Verletzungen geplagte Club aber die Playoffs. Dieses Jahr sieht es noch bescheidener aus.

Verletzungen und Leistungsschwankungen

Die Fans flüchten sich in Galgenhumor. "Wir spielen ganz große Scheiße, wir verlieren jedes Spiel", hallt es neuerdings durch die Arena. Die Gründe dafür sind vielfältig. "Es ist hart mit unseren Verletzungen", sagte Reinprecht. Immer wieder gibt es schwerwiegende Ausfälle. Von Routiniers wie Abwehrrecke Kyle Cumiskey und Kapitän Philip Gogulla kommt viel zu wenig. "Wenn der Großteil der Mannschaft in der Krise steckt, ist das Ergebnis bei einer Mannschaft wie uns selten gut", sagte Mondt. Gemeint ist: Der Kader ist notgedrungen zu klein, das Budget begrenzt.

Nach der vorherigen Saison sendete der Club offenbar etwas voreilig einen dramatischen Statusbericht, der öffentlich machen sollte, dass vor allem durch exorbitant und unerwartet gestiegene Kosten nicht genug Geld zur Verfügung steht. Mondt wurde bei der Kaderplanung ausgebremst und wusste wochenlang nicht, welches Budget er zur Verfügung hatte.

Länderspielpause kommt passend

Eigentlich schon eingeplante Trainer und Spieler gingen von der Stange und Haukeland wurde europaweit angeboten, um zumindest dessen üppiges Gehalt anderweitig nutzen zu können.  Einige Wochen später verbesserte sich die Lage doch noch.

Auch, weil wohl die Gesellschafter noch einmal mehr Geld zur Verfügung stellten. So wurden etwa die Nach-Verpflichtungen der Kanadier Paul Postma (Abwehr) und Tyler Gaudet (Kanada) möglich. Mit den Routiniers wurde zwar das Spiel etwas besser, Ergebnisse bleiben aber aus. 

Für Trainer und Team kommt die anstehende Pause während des Deutschland Cups (6. - 10.11.) wie gerufen. "Wir brauchen diese Pause dringend. Da können wir uns etwas erholen, hoffentlich kommen danach ein paar Spieler zurück", sagte Reinprecht zur derzeit einzigen Hoffnung. Denn personelle Optionen hat Mondt nach eigener Aussage nicht mehr.