Mini-Turbinen versorgen Mobilfunkmast mit Strom

Stand: 01.09.2023, 17:35 Uhr

Mobilfunkmasten verbrauchen viel Strom. Jetzt versorgen Mini-Windkrafträder an einem Funkturm in Troisdorf diesen mit umweltfreundlicher Energie. Ein vielversprechendes Pilotprojekt.

Von Christian von Stülpnagel

Auf den ersten Blick sieht man sie gar nicht: Acht kleine Windräder hängen rund um einen Funkturm im Gewerbegebiet in Troisdorf, man könnte sie auch für einen Teil der Antennen halten. Zumindest, solange es windstill ist und sich die Räder nicht drehen.

An Tagen, an denen ein zugiger Wind bläst, sollen die Turbinen den Funkmast in Zukunft aber zu 100 Prozent mit vor Ort erzeugter Energie versorgen. So sagt es zumindest der Betreiber Vantage Towers bei der Einweihung der Anlage. "Mit diesen Turbinen können wir pro Jahr eine Strommenge einsparen, die ungefähr dem Stromverbrauch von drei bis vier Haushalten entspricht", erlärt Christian Sommer, Vorstand bei Vantage Towers, dem Betreiber des Turms. Sprich: Rund 12.000 Kilowattstunden.

Strom nicht für das Netz gedacht

Diese Energie wird direkt von dem Funkmast genutzt und verringert so die Strommenge, die er aus dem öffentlich Netz braucht. Auf das Jahr gesehen zwischen 20 und 30 Prozent der benötigten Energie, damit rechnet zumindest der Betreiber.

Christian Sommer, Vorstand Vantage Towers, und Mona Neubaur, Umweltministerin NRW, bei der eröffnung den ersten Mobilfunkmastes mit Windrädern.

Christian Sommer, Vorstand bei vantage Towers, und NRW-Umweltministerin Mona Neubaur bei der Einweihung des Funkmastes.

An 52 seiner Masten möchte Vantage Towers bundesweit Turbinen installieren, in einem erweiterten Pilotprojekt. Zwölf Anlagen sind schon jetzt in Betrieb, drei davon in Nordrhein-Westfalen. "Das ist eine gute Möglichkeit, die alte Energieversorgung der Mobilfunkmasten zu ersetzen", freut sich NRW-Umweltministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur, die extra zur Einweihung des Masts nach Troisdorf gekommen ist. Das Land hat das Projekt zwar nicht finanziell, aber mit dem Verzicht auf neue Baugenehmigungen doch praktisch unterstützt.

Die Ministerin träumt schon: Überschüssige Energie der Turbinen in Wasserstoff umzuwandeln und diesen bei Flaute zur Stromerzeugung zu nutzen - und die Funkmasten so komplett energieautak zu machen. Das, betonen Vantage Towers und auch der Hersteller der Windkraftanlagen, sei aber noch Zukunftsmusik.

Potenzial für hunderte weitere Standorte

Die Turbinen kommen von dem Berliner Start-Up Mowea. Till Naumann hatte während seiner Promotion an der TU Berlin an den Anlagen geforscht und sich anschließend selbstständg gemacht. Seine Turbinen drehen sich sonst an Brücken oder auf Kränen am Hafen. Die Installation auf Mobilfunkmasten war aber eine neue Herausforderung: "Da sind fast zwei Jahre Entwicklung reingeflossen, vor allem in die Kommunikation zwischen der Turbine und dem Mast."

Damit der Funkturm auch weiß, ob er gerade Strom aus den Turbinen nutzen kann, oder sich aus dem Netz speisen muss. "Und dann hat auch die Sicherheit und die Statik eine große Rolle gespielt. Das ist ganz wichtig, dass durch die Turbinen ja nichts passieren kann."

Läuft der Betrieb mit den 52 Anlagen nach Plan, möchte Vantage Towers gern noch mehr Masten mit den Mini-Windrädern ausstatten. An rund 500 Masten gebe es demnach allein in Deutschland Potenzial. Insgesamt betreibt das Unternehmen 84.000 Masten.

Über dieses Thema berichtet auch die Lokalzeit aus Bonn am 01.09.2023 um 19.30 Uhr

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00:44 Min. Verfügbar bis 04.09.2025