Wärme aus Abwasser soll Dürener Wohnungen heizen

Stand: 18.12.2023, 17:19 Uhr

Häuser und Wohnungen in Düren werden womöglich schon in wenigen Jahren klimaneutral mit Wärme aus Abwasser geheizt. Die Stadtwerke Düren und der Wasserverband Eifel-Rur lassen das jetzt in einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie prüfen.

Von Michael Esser

Selbst jetzt im Winter ist das Abwasser in den Dürener Kanälen durchweg 12 Grad warm, oft wärmer. Im Sommer sogar an die dreißig Grad. Rein rechnerisch warm genug, um mit Hilfe von Wärmepumpen Häuser und andere Gebäude beheizen. Auch steht genug Abwasser zur Verfügung. Es kommt aus den Haushalten von weit über 150.000 Einwohnern, sowie aus den zahlreichen Industriefabriken im Dürener Raum, vor allem der Papierindustrie.

Umgekehrte Fußbodenheizung

Die Experten beim Wasserverband Eifel-Rur und bei den Stadtwerken sehen verschiedene Möglichkeiten, die Wärme aus dem Abwasser zu gewinnen. Einmal über Wärmetauscher auf dem Grund der Kanäle, die im Prinzip wie eine umgekehrte Fußbodenheizung funktionieren. Oder über geeignete Abzweigungen aus dem Abwasserkanal in spezielle ‚Wärmesenken‘ oder auf anderen Wegen.

Kanal wird ohnehin neu gebaut

In Düren kommt ein zweiter Vorteil für das Projekt ins Spiel. Der Hauptsammelkanal für alle Abwässer ist marode. Er soll in den nächsten Jahren ohnehin neu gebaut werden – auf 12 Kilometer Länge quer durch die Stadt. Hier ließen sich Wärmetauscher oder andere Teile eines künftigen Wärmenetzes leicht einbauen.

Kommunale Wärmeplanung

Die Wärme aus dem Abwasser könnte somit ein Baustein für die kommunale Wärmeplanung in Düren werden. Die Machbarkeitsstudie soll prüfen, welche Wohnquartiere beliefert werden und wie groß einzelne Versorgungsbereiche sein könnten, wie weit sie vom Kanal entfernt liegen dürften und anderes. Die Abwasser-Wärme würde so andere Versorgungsnetze – Wärmepumpe, Fernwärme etc. – ergänzen.

Weitere Vorteile

Stadtwerke und Wasserverband Eifel-Rur in Düren sehen weitere Vorteile. Die Wärme im Abwasser sei „bislang verschenkt worden, was man sich in diesen Zeiten nicht mehr leisten kann“, sagte Stadtwerke-Geschäftsführerin Maria Creeten. Der Wasserverband hofft auf um fünf Grad kühleres Abwasser durch den Entzug der Wärme. Das würde die etwa die Technik in der Kläranlage schonen. Im Anschluss daran mache sich das kältere Wasser auch bei der Einleitung in den Fluss positiv bemerkbar – keine überhitzten Gewässer mehr.

Erste Ergebnisse in einem Jahr

Die Machbarkeitsstudie von Stadtwerken und Wasserverband Eifel-Rur soll nun klären, ob und wie die Idee in Düren technisch realisierbar ist und ob sich Wärmegewinnung aus Abwasser auch rechnet. Erste Ergebnisse sollen Ende nächsten Jahres vorliegen.