Im vergangenen Jahr hatte die Auer Holding, zu der insgesamt 6 Wasserkraftwerke an der Agger gehören, das Stauwehr in Engelskirchen Ohl-Grünscheid erneuert. Vor Beginn der Bauarbeiten gab es dort Kiesbänke und eine markante Insel im Fluss.
Illegaler Eingriff in die Natur
Zu Beginn der Bauarbeiten wurde die Agger teilweise zugeschüttet. Baufahrzeuge bewegten sich auf einer mehrere Hundert Meter langen Trasse durch das Flussbett. Jetzt ist das Stauwehr saniert. Die Bautrasse im Aggerbett ist verschwunden und auch die bewachsene Insel gibt es nicht mehr.
Ein illegaler Eingriff in die Natur, sagen Fischereiexperten. Hier wurde die Lebensgrundlage von Fischen und anderen Wasserlebewesen zerstört, erklärt Olaf Niepagenkemper vom Fischereierband NRW dem WDR. "Den Kies in den flachen Bereichen des Flusses nutzen alle Fische, die hier vorkommen, Bachforelle, Esche, Mühlkoppe als Laichraum und legen dort ihre Eier hinein."
Wenn im Fluss gebaggert wird, verstopfen die Zwischenräume im Kies. Die Eier bekommen keinen Sauerstoff und sterben ab. In der Agger gebe es ohnehin viel zu wenige gewachsene Kiesbänke und damit nur wenig Lebensraum für Fische.
Keine Genehmigung seitens Bezirksregierung
"Und wenn ich den auch noch beseitige, der vorhanden ist, ist das eine sehr starke Schädigung eines Fließgewässersystems", sagt Fischereiexperte Niepagenkemper. Auf Nachfrage der Lokalzeit erklärt die Kölner Bezirksregierung schriftlich: „Für das Ausbaggern und Umlagern von Kiesbänken wurde von der Bezirksregierung Köln keine Genehmigung oder Freistellung erteilt. Aktuell wird die Einleitung eines Ordnungswidrigkeitsverfahren geprüft.“
Der Betreiber der Anlage, der bayerischen Wasserkaft-Unternehmer Christian Bauer, behauptetet dagegen, das Baggern im Flussbett, die Beseitigung der Kiesbänke und der Insel seien mit der Bezirksregierung abgestimmt gewesen. In einer Mail an den WDR schreibt er: "Alle Arbeiten wurden ordnungsgemäß angezeigt (…).Von etwaigen Schäden an Laichgebieten ist uns nichts bekannt."
Den Kies aus der Agger hat der Unternehmer offenbar dafür gebraucht, eine Baustraße durch den benachbarten Wald anzulegen. Im Kies auf der Baustraße sind sogenannte Agger-Diamanten zu finden. Diese Rückstände aus der Erz-Schmelze liegen sonst nur im Flussbett, sagt der Friedrich Meyer vom Wassernetz NRW. "Das ist eindeutig, dass dieses Material aus der Agger stammt, das sieht man an der Zusammensetzung."
Strafanzeige gegen Betreiber der Wasserkraftwerke
Ein paar Kilometer flussabwärts liegt das Wasserkraftwerk Ehreshoven. Auch dort gibt es Hinweise darauf, dass im Aggerbett Kies verlagert wurde. Am Ufer gibt es auch hier eine Baustraße, die direkt in den Fluss führt. Die Anlage gehört ebenfalls dem Unternehmer Christian Auer. Die Kölner Bezirksregierung hat bisher nicht mitgeteilt, ob hier Arbeiten im Flussbett genehmigt waren.
Wasserexperte Paul Kröfges vom Umweltverband BUND ist alarmiert."Wir fordern die Bezirksregierug auf, sich das hier anzuschauen und entsprechende Konsequenzen zu ziehen. Es muss vor allem die Frage geklärt werden, was hier im Aggerbett angestellt worden ist und welche Schäden hier für den Fluss verursacht worden sind."
Der Umweltverband BUND hat jetzt Strafanzeige gegen den Betreiber der Wasserkraftwerke erstattet und wegen Untätigkeit auch gegen die Kölner Bezirksregierung.
Über dieses Thema berichten wir auch in der WDR Lokalzeit aus Köln um 19:30 Uhr im WDR Fernsehen.