Uber-Fahrer können Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste umgehen
Lokalzeit aus Köln. 09.10.2024. 04:02 Min.. Verfügbar bis 09.10.2026. WDR. Von Oliver Köhler.
Uber-Fahrer können Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste umgehen
Stand: 10.10.2024, 15:58 Uhr
Der WDR hat exklusiv Tests begleitet, bei denen sich herausstellte, dass Uber-Fahrer Gesetze und Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste ganz einfach umgehen können. Theoretisch ist es einer nicht-registrierten Person möglich, mit den Fahrer-App-Zugangsdaten eines Uber-Fahrers selbst Menschen zu befördern.
Von Oliver Köhler
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Zu den Kommentaren [6]In den Großstädten ist ein harter Kampf um Fahrgäste ausgebrochen. Große Fahrtenvermittler wie Uber oder Bolt bieten Fahrten zu Billigpreisen an. Taxifahrer beklagen dagegen, dass Fahrer, die für Uber und Co. im Einsatz sind, sich nicht an Gesetze halten. Der Streit zwischen Taxiunternehmen und Uber geht seit Jahren. Taxiruf Köln möchte jetzt gerichtlich gegen Uber vorgehen. Denn sie haben eine große Sicherheitslücke für Uber-Fahrgäste entdeckt.
Der WDR hat exklusiv Tests begleitet, bei denen sich herausstellte, dass Uber-Fahrer tatsächlich Gesetze und selbst die Sicherheitsmaßnahmen für Fahrgäste ganz einfach umgehen können. Am Ende wissen Fahrgäste nicht einmal, wer sie fährt und ob das Auto, mit dem sie gefahren werden, sicher ist.
Sicherheitslücke: Fahrt ohne Registrierung des Autos möglich
Ein Insider hat dem Taxiruf Köln ein Notebook und ein Handy eines Uber-Fahrers zugespielt. Wir testen, ob wir mit dem Handy des Uber-Fahrers Fahrten annehmen können, obwohl wir nicht der registrierte Fahrer sind. Und wir wollen wissen, ob wir mit einem Wagen, der nicht bei Uber registriert ist, Uber-Kunden fahren können.
Wir stellen uns in die Nähe des Flughafens Köln Bonn auf und bestellen ein Uber. Es funktioniert: Die Fahrt, die wir bestellt haben, kommt als Auftrag auf dem Handy des Uber-Fahrers an. Wir nehmen die Fahrt an. Jetzt könnten wir einen Uber-Kunden durch Köln fahren. Wir fahren los. Der Kölner Rechtsanwalt Carsten Mathias beobachtet für den Taxiruf den Test: "Wir fahren jetzt schon eine Weile. Weder der Fahrer noch das Fahrzeug wurden bisher von Uber überprüft - also keine Sicherheitsmaßnahmen für die Kunden."
Das heißt: Ein Handy mit Uber-Fahrer-Zugangsdaten kann theoretisch beliebig von Person zu Person weitergereicht werden. Person X könnte Person Y das Handy mit den App-Zugangsdaten von Person X geben, in welchen das Auto von Person X hinterlegt ist. Die nicht-registrierte Person Y könnte damit dann mit einem komplett anderen, nicht bei Uber erfassten Auto fahren. Eine Gesichtserkennung oder ähnliches gibt es beim Benutzen der Fahrer-App nicht.
Keine Kontrolle durch Uber während fünfstündigem Einsatz
Während des gesamten Tests, der etwa fünf Stunden dauert, werden wir kein einziges Mal von Uber überprüft. Uber-Kunden wissen also unter Umständen nicht, wer sie durch die Gegend fährt, sie wissen auch nicht, ob der Wagen korrekt versichert und technisch in Ordnung ist. Uber schreibt uns dazu: "(…) für Uber hat gesetzeskonformes Handeln oberste Priorität. Dazu zählt auch die Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben durch die Partner."
Am Flughafen beobachten wir viele Uber-Fahrer, die offenbar auf Kunden warten. Das ist laut Gesetz nicht erlaubt. Fahrer müssen an ihren Betriebssitz zurückkehren. Uber schreibt dazu auf seiner Homepage: „(…) Aufträge (gehen) ausschließlich am Betriebssitz ein, müssen dort von dem Mietwagenunternehmen angenommen und disponiert werden“
Anwalt sieht Rechtswidrigkeiten
Der Betriebssitz des Uber-Fahrers, mit dessen Handy wir unterwegs sind, befindet sich auf einem Notebook, das bei uns im Wagen liegt. Wir haben uns aus dem Betriebssitz ausgeloggt und das Notebook abgeschaltet. Wir können trotzdem weiter auf dem Handy-Fahrten annehmen, ohne funktionierenden Betriebssitz.
Rechtsanwalt Carsten Mathias sieht darin einen klaren Verstoß gegen geltendes Recht: "Offenbar braucht es keinen Betriebssitz und keinen Disponenten, um Uber-Fahrten anzunehmen. Wir sehen, dass Fahrer Fahrten direkt mit ihren Handys annehmen können, egal wo sie sich befinden. Also ganz klares taxigleiches Geschäft. Das ist rechtswidrig".
Der Taxiruf Köln will gegen die Verstöße vor Gericht ziehen und fordert schärfere Kontrollen von Uber-Fahrern.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Stellungnahme und Homepage von Uber
- Rechtsanwalt Carsten Mathias, der Taxiruf Köln vertritt
6 Kommentare
Kommentar 6: Frank.Nawrocki@posteo.de schreibt am 12.10.2024, 13:29 Uhr :
In Berlin am schlimmsten niemand in der zuständigen Behörde interessiert es das Tausende (!) Uber illegal durch Berlin fahren.
Kommentar 5: Taxikutscher 25 schreibt am 12.10.2024, 00:40 Uhr :
Ich versteh nicht warum wir überhaupt Mietwägen brauchen ! Taxi alleine reicht doch aus ……. Nur wo oben Taxi drauf steht ist auch unten Qualität drin ……
Kommentar 4: Gero schreibt am 11.10.2024, 16:41 Uhr :
Dann muss halt der Fahrgast das Auto Kennzeichen vergleichen, das ihm mitgeteilt wurde …
Kommentar 3: Fahrgast M schreibt am 11.10.2024, 13:38 Uhr :
Z. T. sind die Taxiunternehmen selbst schuld am Wechsel zu Uber. Wenn an einem Ort kein Taxi verfügbar ist (z.B. Karneval) heißt es vom Unternehmen vom Nachbarort "wir dürfen in dem Gebiet keine Gäste aufnehmen". Also: dann eben Uber anrufen.
Kommentar 2: Fahrgast 2 schreibt am 10.10.2024, 18:05 Uhr :
Hallo Fahrgast Ist das einfach nur eine Vermutung oder weisst du das genau? Wenn ja, einfach mal die Polizei anrufen und es schildern. Die kommen dann und kontrollieren bei frischer Tat. Ansonsten vorsichtig mit solchen Aussagen sein.
Kommentar 1: Fahrgast schreibt am 10.10.2024, 17:31 Uhr :
In Düsseldorf teilt ein offiziell zugelassener Taxifahrer seinen Wagen mit einem Bürgergeldempfänger, welcher den Wagen oft Nachts fährt, die Einnahmen nicht versteuert und beim Sozialamt auch nicht angibt, dass er über Einnahmen als Taxifahrer verfügt.