Steckersolaranlagen – endlich auch für Mieter

Stand: 16.10.2022, 17:43 Uhr

Ein Paar Jahre gibt es sie schon: Minikraftwerke, die maximal 300 Watt Leistung haben. Zwei solcher Solarmodule darf jeder Haushalt ans Stromnetz anschließen und den Strom auch selbst verbrauchen. Bislang nutzen eher Eigenheimbesitzer solche Steckersolaranlagen. Ausnahme: Ein engagierter Vermieter aus Wuppertal.

Von Georg Lembeck

Von Weitem sehen die zehn Solarmodule auf dem vierstöckigen Gründerzeithaus in Wuppertal-Barmen aus, wie eine ganz normale Photovoltaikanlage. Den Unterschied erkennt man unterhalb des Dachs, auf dem Speicher des Hauses. Denn statt nur eines großen Wechelsrichters, der die Sonnenenergie in gebrauchsfertigen Strom umwandelt, sind an einer Speicherwand zehn kleine Wechselrichter installiert – für jedes 300 Watt-Modul eines.

600 Watt für jeden Haushalt

Ein Wechselrichter pro Steckersolarmodul

"Das war die Voraussetzung dafür, dass jeder der Mietparteien in dem Haus zwei der Module anmelden und nutzen kann," so Rainer Ifang von der Bergischen Bürgerenergiegenossenschaft (BBEG). Die BBEG kümmert sich seit Jahren um Aufklärung in Sachen ‚Steckersolaranlagen‘, die jeder private Haushalt nutzen kann. Der Unterschied zu den großen PV-Anlagen mit den großen Wechselrichtern: Der private Nutzer von Steckersolargeräten ist kein offizieller Stromproduzent. Das heißt, er oder sie kann die 600 Watt Strom nutzen – und wenn nicht geht die Energie ins allgemeine Stromnetz, ohne dass es dafür Geld gibt.

Auf dem Dach statt vor dem Balkon

Dachmodule mit hoher Wirkung

Weil der Vermieter des Hauses in Barmen seinen Mieterinnen und Mietern diese unbürokratische Nutzung von Solarstrom auch ermöglichen wollte, kam die Idee der BBEG gerade recht: Nämlich für jede Mietpartei zwei dieser Steckersolarmodule dort zu installieren, wo die Ausbeute am besten ist, oben auf dem Dach. "Hätten die Mietparteien die Module an ihren Balkonen montiert, die Richtung Westen zeigen, hätte man nur Nachmittags Sonnenlicht - also nur halb so viel, wie jetzt," erklärt der Experte der BBEG.

Idealismus und Wertsteigerung

9000 Euro hat der Vermieter in die Montage der zehn Module auf dem Dach, für Wechselrichter und zehn Stromkabel zu den Stromzählern im Keller investiert. Als nächsten Schritt hat er jedes der Module an die Mietparteien verpachtet, für null Euro. Als Vermieter ist er jedenfalls kein Stromproduzent. Zwei Formulare mussten seine Mieter dafür ausfüllen. Ohne Idealismus hätte Michael Feuerstein dieses Projekt nicht durchgezogen: "Ich wollte immer, dass meine Mieter die Möglichkeit haben, hier produzierten Strom auch hier zu verbrauchen." Den Wert seiner Wohnungen hat er damit allerdings sicherlich auch gesteigert.

Dann Strom verbrauchen, wenn die Sonne scheint

Statt analoger Zähler nur noch digitale

Mieter wie André Masek freuen sich über das Engagement ihres Vermieters. "Allein hätten wir das nicht gemacht, am Balkon hätte sich das nicht gelohnt," so der Bewohner des obersten Geschosses. Nun aber kann er an schönen, sonnigen Tagen den Strom für seinen Kühlschrank und andere Elektro-Geräte direkt nutzen. Aber André Masek musste sich umgewöhnen: "Früher haben wir die Spülmaschine nachts angestellt – inzwischen machen wir es dann, wenn unser Solarmodul gerade Strom produziert." Auch wenn es nur ein kleinerer Teil seines Stromverbrauchs ist, lohnen tut es sich auf jeden Fall. Für den Geldbeutel und für das Klima.