Der Staatsrechtler Stephan Rixen hat seine Mitgliedschaft in der Unabhängigen Aufarbeitungskommission für das Erzbistum Köln beendet und damit auch den Vorsitz niedergelegt. Seine anfänglichen Zweifel an einer unabhängigen und effektiven Arbeit des Gremiums hätten sich bestätigt, sagte Rixen am Montag. Sein Eindruck sei, dass die Mehrheit in der Kommission zur Aufarbeitung der Missbrauchsfälle nicht mit der Führungsspitze des Erzbistums, sprich dem Kardinal, in Konflikt geraten wolle.
Staatlich verantwortete Aufarbeitung gefordert
Rixen fehle das Vertrauen, dass eine Aufarbeitung, die den Kardinal betreffe, wirklich gewünscht sei. Es bestünden zahlreiche Manipulationsmöglichkeiten.
Ein Beispiel dafür sei ein Gespräch der Kommission mit Kardinal Rainer Maria Woelki, dessen Büroleiterin und der Interventionsbeauftragten des Erzbistums Köln über die im Sommer veröffentlichten Missbrauchsvorwürfe gegen den langjährigen Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz. Dieses Gespräch habe ein "massives Störgefühl" bei ihm hinterlassen, so Rixen. Er wolle sich nicht ständig fragen müssen, ob ihm jemand wirklich die Wahrheit sage.
Rixen fordert deshalb ein Aufarbeitungsgesetz auf Bundesebene mit inhaltlichen Standards und Distanz zu denen, die Kirchen-intern die Macht hätten.
Hintergrund der Kommission
Die NRW-Landesregierung hatte Rixen in das Gremium entsandt. Die Errichtung der Kommission geht auf eine Vereinbarung zwischen dem früheren Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, und der Deutschen Bischofskonferenz zurück. Mitglieder sind Vertreter des Bistums, Fachleute aus Wissenschaft, Justiz und öffentlicher Verwaltung sowie Betroffene. Sie werden teils von der Kirche, teils von der Landesregierung benannt und alle vom Ortsbischof berufen.
Über dieses Thema berichtet die Lokalzeit aus Köln am 05.12.2022 im Hörfunk auf WDR2 und im WDR-Fernsehen.