Kölner Karnevalsmord von 1988 – DNA Spuren an Strumpfhose

Stand: 07.02.2024, 17:04 Uhr

Der Prozess um den Tod einer jungen Frau an Karneval 1988 neigt sich dem Ende. Das macht die Urteilsfindung für die Kammer nicht einfacher. Nun standen die gefundenen Spuren an der Leiche im Mittelpunkt. Von mehr als 4000 Hautschuppen ist die Rede – Spuren führen zum Angeklagten.

Von Markus Schmitz

Es ist möglicherweise der wichtigste Punkt, den die Staatsanwaltschaft gegen den Angeklagten in diesem Fall vorbringt: die gefundenen DNA Spuren an der Leiche. Dazu gab es bereits ein Gutachten, jetzt ist ein zweites hinzugekommen. Nun spricht der Sachverständige von insgesamt fünf gefundenen Spuren an der Leiche der jungen Frau, die auf den heute 57-Jährigen hindeuten. Es geht um Hautschuppen, die an der Strumpfhose oder an der Jacke der Frau gefunden wurden.

Es sind kleine Hautschuppen, deren DNA zu dem Angeklagten nach einer gewissen Wahrscheinlichkeit passen. Vor Gericht hieß es, dass der Angeklagte als Mitverursacher dieser Spuren "nicht ausgeschlossen werden kann“. Dabei geht es auch um "Mischspuren".

"Maximal ungünstige Situation der Spurenlage“

Der Sachverständige erklärt den Begriff "Mischspur" damit, dass DNA Material von verschiedenen Personen zu einer Hautschuppe verbunden sind. Zum Beispiel durch eine Berührung: "Hautzellen, die locker auf der Haut aufliegen, können einfach übertragen werden“. Ausserdem spricht der Sachverständige davon, dass die Situation der Spurenlage "maximal ungünstig“ sei. Das liege einmal am Alter der Spuren und daran, dass es sich um kleine Hautschuppen handele.

Opfer und Angeklagter zuvor in der Disko

Der Angeklagte mit seinen Verteidigern beim Prozessauftakt im September 2023 | Bildquelle: WDR/ Markus Schmitz

Der Verteidiger des Angeklagten brachte heute das Argument vor, das er bereits seit Beginn des Prozesses anbringt. Bei der Frage, wie die Hautschuppen auf die Kleidung der Frau gelangten, stellte er die These auf, dass sie möglicherweise an der Garderobe der Diskothek beim Ausgeben der Jacken "transferiert“ worden sind. Opfer und Angeklagter hatten in der Nacht dieselbe Diskothek besucht und sie etwa zur selben Zeit verlassen.

Die Spuren an der Strumpfhose haben die Rechtsmediziner festgestellt, nachdem sie erst vor einigen Monaten alte Asservate untersucht hatten. Konkret haben sie zum Beispiel die schwarze Strumpfhose der Frau oder auch ihren BH zunächst "abgeklebt“ und die Folien später auf Hautschuppen untersucht.

 Rechtsmediziner: "Brutalste Verteilung von Gewalt“

An Karnevalssonntag 1988 kam die damals 24 Jahre alte Petra Nohl in der Kölner Innenstadt gewaltsam zu Tode. Der Rechtsmediziner sagte in dem Prozess, dass er in seinen 40 Berufsjahren eine solche "brutale Verteilung von Gewalt“ noch nicht gesehen hatte.

35 Jahre nach der Tat  nahm die Polizei einen Mann fest, der sich nun vor Gericht verantworten muss. Ein Zeuge hatte sich gemeldet und berichtet, dass in der Tatnacht ein Bekannter des Zeugen dem späteren Opfer nach einem Diskobesuch gefolgt sein könnte. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen. Möglicherweise will das Kölner Landgericht im März ein Urteil in diesem Fall sprechen.

Unsere Quelle:
Reporter vor Ort