Siedlung in Overath vom Rettungsdienst abgeschnitten Lokalzeit aus Köln 17.07.2024 03:20 Min. Verfügbar bis 17.07.2026 WDR Von Oliver Köhler

Sorge vor Notfällen in Overath - Baustelle behindert Rettungsdienst

Stand: 18.07.2024, 08:00 Uhr

Anwohner einer Siedlung in Overath machen sich Sorgen. Sie fürchten, dass Rettungskräfte sie nicht rechtzeitig erreichen können. Denn die einzige Zufahrtstraße ist eine Großbaustelle.

Von Oliver Köhler

In Notfällen sollen Rettungskräfte möglichst schnell vor Ort sein, 8 Minuten hat NRW als Ziel vorgegeben. Im Rheinisch-Bergischen-Kreis haben Einsatzkräfte dieses Ziel im Jahr 2022 laut SWR nur in 55 Prozent der Fälle erreicht. Das Problem: In ländlichen Regionen erschweren weite Wege, enge Straßen und manchmal auch Baustellen die Anfahrt. Das zeigt ein Fall aus Overath im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Fachwerkhäuser in der Siedlung "Weiler" in Overath. | Bildquelle: WDR / Oliver Köhler

Auf einer Kuppe über Overath liegt eine kleine Siedlung, die alle nur "Weiler" nennen. Hier leben nur zehn Menschen, es gibt fünf historische Wohnhäuser, mehrere Ställe und Geräteschuppen für die Landwirtschaft. Die Siedlung liegt am Ende eines holprigen Sträßchens.

Die Zufahrtstraße ist eine Baustelle

Mit der entspannten Ruhe ist im "Weiler" seit zwei Monaten Schluss. Die Anwohner machen sich Sorgen. Sie fürchten, dass Rettungswagen und die Feuerwehr sie nicht mehr rechtzeitig erreichen können, falls hier etwas passiert.

Anwohner Günter Miebach sorgt sich vor Notfällen in der Siedlung. | Bildquelle: WDR / Oliver Köhler

Der Grund: Die einzige Zufahrtstraße ist eine Großbaustelle. Kanalisation und Straßenbelag werden erneuert. Die Straße ist zwischen 7 und 16 Uhr gesperrt - offene Kanalschächte blockieren regelmäßig den Weg, berichtet Anwohner Günter Miebach dem WDR. "Die haben ein Loch ausgebaggert für die Abwasserrohre, einen Meter tief oder noch tiefer", berichtet er, "und dann denke ich nur, wenn es wirklich ein Notfall wäre, wie lang dauert das, bis Feuerwehr oder Rettungsdienst durch die Baustelle kommen?"

Wie soll ein Rettungswagen durch die Baustelle kommen, wenn ein Anwohner einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten hat? Anwohner haben die Stadt Overath wiederholt gebeten, das zu erläutern.

Jede Sekunde ist wichtig. Wir haben es immer häufiger knalleheiß. Mit Wind und Funkenflug brennt hier der ganze Weiler ab. Anwohner Peter Jansen

Stadt verweist auf Sicherheitskonzept

Die Stadt Overath schreibt dem WDR, sie habe ein Sicherheitskonzept. Bei Feuerwehr- oder Rettungsdiensteinsätzen sollen die Feuerwehrleute so weit in die Baustelle fahren, wie es geht, und dann zu Fuß mit ihrer Ausrüstung zu einem bereitstehenden Kleinlaster am Ende der Baustelle gehen. Der soll sie dann die restlichen 500 bis 700 Meter bergauf zum Weiler fahren.

In der Zwischenzeit decken Bauarbeiter offene Kanalschächte mit Stahlplatten ab, damit die Feuerwehrfahrzeuge weiterfahren können. Nach Angaben der Stadt wird die Feuerwehr trotz Fußweg, Material umladen und Stahlplatten legen die Einsatzstelle in den vorgesehenen 8 Minuten erreichen. Wenn überhaupt werde der Einsatz nur unwesentlich verzögert.

Anwohner fordern Ausrüstung für Löschtrupp

Anwohnerin Lisa Naini zweifelt an der Sicherheit in ihrer Siedlung. | Bildquelle: WDR / Oliver Köhler

Anwohnerin Lisa Naini hält diese Aussagen für blanke Theorie. "Dass hier im Ernstfall wirklich innerhalb von 8 Minuten jemand hochkommt, bezweifeln wir. Einen Test mit einem Löschzug, der das belegt, hat es bisher nicht gegeben." Die Anwohner fordern deshalb, dass Ausrüstung für einen Löschtrupp ständig am Rande der kleinen Siedlung auf der Bergkuppe bereitsteht. Immerhin sollen die Bauarbeiten auf der einzigen Zufahrtstraße zum Weiler etwa ein Jahr dauern. Da müsse die Stadt ein solides Sicherheitskonzept entwickeln.  

Unsere Quellen:

  • Anwohner
  • WDR-Reporter vor Ort
  • Stadt Overath
  • SWR Data Lab Recherche