Museum Krefeld erzielt Einigung in Raubkunst-Fall
Lokalzeit aus Düsseldorf. 13.01.2025. 02:38 Min.. Verfügbar bis 13.01.2027. WDR.
Krefelder Museum kann Gemälde aus jüdischem Besitz behalten
Stand: 13.01.2025, 16:57 Uhr
Das Gemälde "Wirtshaus" des Krefelder Malers Heinrich Campendonk war seit Jahrzehnten im Besitz des Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museums. Umfangreichere Provenienzforschungen haben in den vergangenen Jahren die Geschichte des Bildes aufgearbeitet.
Von Peter Hild
Dabei kam heraus, dass das Bild von 1917 vor dem Zweiten Weltkrieg einem jüdischen Kunstsammlerpaar gehört hatte und sich die Spur des Bildes über die Kriegsjahre zunächst verlor. Jetzt hat sich die Stadt mit der Erbin des Paares geeinigt, so dass das Bild dauerhaft in Krefeld bleiben kann.
Museumsdirektorin: "Spitzenwerk mit großer Bedeutung für Krefeld"
Die Erleichterung ist Museumsdirektorin Katia Baudin anzumerken: "Es ist ein Spitzenwerk von einem Künstler, der eine große Bedeutung für Krefeld hat. Heinrich Campendonk war einer der wichtigsten Vertreter der klassischen Moderne."
Museumsdirektorin Katia Baudin
2016 hatte das Museum damit begonnen, die Geschichte seiner Sammlung aufzuarbeiten und den Bestand seiner Gemälde zu prüfen, die zwischen 1945-1970 ins Haus gekommen waren. Geholfen hat dabei auch eine Professionalisierung in der Provenienzforschung, sagt Direktorin Baudin.
Herausgabe des Bildes in NS-Zeit erzwungen
Durch Fördergelder von Land und Bund konnte das Krefelder Museum eine spezialisierte Forscherin mit der Aufarbeitung beauftragen. Dabei kam heraus, dass die Witwe des verstorbenen jüdischen Kunstsammlers Alfred Hess nach eigener Aussage gezwungen wurde, das Gemälde 1937 an die Nationalsozialisten herauszugeben.
Nach dem Krieg hieß es, das Bild sei mit anderen aus der Sammlung im Keller des Kölner Kunstvereins verbrannt. Wenig später stellte sich im Rahmen eines Kunstfälscher-Prozesses allerdings heraus, dass das Gemälde über unbekannte Wege an einen Kölner Kunsthändler gelangt war.
Das Campendonk-Gemälde darf in Krefeld bleiben
Der hatte das Bild 1948 dem Kaiser-Wilhelm-Museum zum Kauf angeboten. Damals hätten jedoch keine Infos zum Provenienz des Gemäldes vorgelegen.
Stärkeres Geschichtsbewusstsein der Museen
"Das Bewusstsein vieler Museen für die Aufarbeitung der Geschichte ihrer Bilder ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten spürbar gestiegen", sagt Anja Studzinski, die als Anwältin die Erbin des Gemäldes vertritt und viele Restitutionsfälle bearbeitet.
Mitverantwortlich seien dafür auch die sogenannten "Washingtoner Prinzipien" von 1998 - eine Erklärung, um die während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmten Kunstwerke der Raubkunst zu identifizieren, deren Eigentümer oder Erben ausfindig zu machen und eine "gerechte und faire Lösung" zu finden.
Diese Erklärung wurde von 44 Staaten unterzeichnet, auch Deutschland hat eine entsprechende Selbstverpflichtung ein Jahr später formuliert.
Das Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum
Das Campendonk-Gemälde "Wirtshaus" wurde an die Erbin zurückgegeben und ein Rückkauf mit finanzieller Förderung des Bundes, des Landes NRW und der Kulturstiftung der Länder finanziert. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart.
Quellen:
Über das Thema berichten wir am 13.01.2025 auch im Radio auf WDR2, im Landesmagazin Westblick auf WDR5 und im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr