Ein als Jesus verkleideter Mann beschädigt mit einem Holzkreuz die Decke der U-Bahn Station

Der "Kölsche Jesus" und eine Gedenktafel für Deckenlöcher

Stand: 06.04.2024, 17:01 Uhr

Seit gut sieben Jahren taucht das Meme vom "Kölschen Jesus" und den "Heiligen Löchern" immer wieder im Internet auf. Sogar eine Gedenktafel gab es dazu, zumindest kurz - die Geschichte eines skurrilen Kölner Internet-Phänomens.

Im Nachhinein betrachtet konnte die Geschichte um die "Heiligen Löcher von Köln" nirgends anders spielen, als in der Stadt am Rhein - nicht nur wegen des Namens. Wo sonst kommen genau die Faktoren zusammen, die den perfekten Rahmen für eine solche skurrile Anekdote bereiten, die zum millionenfach geklickten Meme im Internet wurde? Köln hat nicht nur eine geschichtlich bedingte starke christliche Prägung, auch der Karneval wird hier fast wie eine weitere Religion gelebt. Und über allem schwebt der typisch rheinische Humor.

Die Geschichte vom "Kölsche Jesus"

Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt. Während der Karnevalstage 2017 wird ein junger Mann gefilmt, der sich als Jesus verkleidet hat. Um seiner Verkleidung den letzten Schliff zu verleihen, hat er sich ein überdimensionales Holzkreuz besorgt oder vielleicht auch selbst gezimmert, das er durch den Trubel der Domstadt trägt.

Als er damit die Rolltreppe von der U-Bahnhaltestelle am Hauptbahnhof hinauf fährt, passiert es. Das Kreuz verhakt sich an der Decke und die weiterfahrende Rolltreppe drückt die Spitze des Kreuzes in die Gipsplatten darüber, wobei mehrere große Löcher entstehen.

Das Besondere an der ganzen Aktion: Sie wird nicht nur gefilmt und der Clip wenig später ins Internet gestellt - er geht dort auch in kurzer Zeit viral. Mehr als 16 Millionen Menschen schauen sich das 21 Sekunden lange Video vom "Kölschen Jesus" an. Die "Heiligen Löcher von Köln" werden zum Meme.

Spaßpartei fordert Stadt auf, Löcher wieder herzustellen

Wer jetzt annimmt, die Geschichte sei zu Ende, der irrt. Denn über die Jahre kommen immer wieder Menschen nach Köln und suchen gezielt nach den "Heiligen Löchern von Köln". Der Zugang zur U-Bahn-Haltestelle am Hauptbahnhof wird sozusagen zum Wallfahrtsort. Doch dann passiert etwas, mit dem die Jünger des "Kölschen Jesus" nicht gerechnet haben: Die Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) lässt die Decke oberhalb der Rolltreppe reparieren und die Löcher schließen.

Was in anderen Städten vielleicht gar nicht bemerkt worden wäre, löst in Köln gleich mehrere aufmerksamkeitsträchtige Aktionen aus. Am 21. März 2024 fordert die Spaßpartei "Die Fraktion" in einem offiziellen Antrag an die Oberbürgermeisterin, die Löcher wieder herzustellen. Sollte das nicht möglich sein, sei laut "Die Fraktion" zumindest "eine Gedenkplakette am bezeichneten Ort anzubringen". Der Versuch bleibt erfolglos. Der Antrag wird abgelehnt.

Unbekannte hängen Gedenktafel an Rolltreppe auf

Die Idee der Gedenktafel ist damit aber nicht vom Tisch. Denn wenig später tauchen am Ende der Rolltreppe zwei Plaketten in Deutsch und Englisch auf, die an die Aktion des "Kölschen Jesus" erinnern, wie der Express berichtet. Unbekannte hatten sie offenbar am Zugang zur U-Bahn angebracht.

"An dieser Stelle rammte Jesus im Karneval 2017 sein Kreuz auf göttliche Art und Weise in die Gipsdecke und hinterließ Wundmale als Zeichen seiner Nächstenliebe", ist darauf zu lesen - oder besser gesagt, war darauf zu lesen. Denn die Plaketten sind bereits wieder verschwunden. Vielleicht entfernte sie die KVB, die auf den Gedenktafeln ebenfalls erwähnt wurde: "Im Jahr 2024 beging die KVB Bahnfrevel und entfernte die Reliquie mit profaner Spachtelmasse aus dem Baumarkt."

Die Tafeln, von denen unter anderem ein Foto auf der Internetsplattform Reddit aufgetaucht ist, enden mit einem Versprechen. "In unseren Herzen werden die Heiligen Löcher Köln für immer einen Platz haben", heißt es da. "Wir werden sie nicht vergessen." Eine Aussage, die man getrost glauben kann - schließlich spielt die Geschichte in Köln.

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