Personalmangel in Kitas dauert an

Stand: 29.08.2024, 06:00 Uhr

In vielen Kitas in NRW werden dringend Erzieherinnen und Erzieher gesucht. Eltern befürchten wieder verkürzte Öffnungszeiten.

Von Anne Burghard

Nach Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbandes fehlen in den Kitas bundesweit 125.000 Fachkräfte. Eine Studie des Forschungs-Verbundes DJI/TU Dortmund hat für Nordrhein-Westfalen berechnet, dass bis 2030 mehr als 16.000 Erzieherinnen und Erzieher eingestellt werden müssten.

Im vergangenen Jahr hat die NRW-Landesregierung deshalb ein Sofortprogramm auf den Weg gebracht. Es sollte schneller Kita-Personal gewinnen und dieses auch flexibler einsetzen. Das Programm setzt auf mehr praxisnahe Ausbildung und auf Quer-Einsteiger.

Hennef sucht mit Plakaten

"Leider hat das bei uns noch nicht die erwünschte Wirkung gezeigt", sagt Mario Dahm, Bürgermeister der Stadt Hennef. "Es fehlen weiterhin qualifizierte Fachkräfte. Mit Helfern und Quereinsteigern alleine kann man den Betrieb zum Beispiel bei einer Erkältungswelle und vielen Krankmeldungen nicht aufrechterhalten."

In Hennef hatten Eltern vor einem Jahr mehrfach zu Protestaktionen aufgerufen. Denn in nahezu allen Kitas der Stadt waren die Öffnungszeiten wegen personeller Engpässe und vieler Krankeitsfälle massiv eingeschränkt. Einige Kitas hatten nur noch drei Tage die Woche auf.

Die Stadt Hennef hatte im Kita-Bereich 40 offene Stellen. Mit Plakaten in der Stadt, Zeitungsannoncen und Aufrufen in den sozialen Medien suchte Hennef nach Erzieherinnen - mit mäßigem Erfolg. Derzeit sind immer noch allein in den städtischen Kitas 23 Stellen unbesetzt.

Dahm befürchtet, dass es wieder zu verkürzten Kita-Öffnungszeiten kommen wird. Spätestens bei der nächsten Erkältungswelle. Die Suche nach Personal geht weiter.

Bonn sucht in Spanien

Die Stadt Bonn sucht im Ausland nach Personal. 24 spanische Erzieherinnen hat sie angeworben. Die meisten Spanierinnen sind seit fast ein Jahr in Bonn und haben sich gut eingelebt. Sie arbeiten sowohl in städtischen Kitas als auch bei freien Trägern. Vier von ihnen sind in ihre Heimat zurückgekehrt.

Eltern fordern besseres Management

Der Bonner Verein "Eltern am Limit" fordert, dass die Kommunen lernen, ihr Kita-Personal flexibler einzusetzen und die städtischen Kitas insgesamt wirkungsvoller zu managen. "Es hilft keinem, wenn zum Beispiel die Einrichtungen in City-Nähe überfüllt sind und zu wenig Personal haben, während in manchen Stadtteilen Kapazitäten frei sind, die aber nicht ausgeschöpft werden", sagt Vereinsvorstand Sören Wallrodt.

In Krankheitsfällen könne man Personal flexibler einsetzen, meint der Vater zweier Kinder. "Dafür braucht man aber erst eine aussagekräftige Datenbasis." In einem Bürgerantrag an den Bonner Stadtrat fordert er eine solche Daten-Erhebung ein.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert ein besseres Management der Einrichtungen. Ebenso das Kita-Bündnis NRW, ein Zusammenschluss der freien Träger mit Unterstützung der GEW.

Vor allem solle die Kita-Leitung entlastet werden. Entweder indem sie von anderen Aufgaben freigestellt wird und nur noch das Management übernimmt, oder indem Fachleute die Kita koordinieren und die Leiterinnen dann mehr Zeit für Erziehungs-Aufgaben hätten.

Lokalzeit-Stadtgespräch auf WDR5

Im Lokalzeit Stadtgespräch auf WDR5 steht am Donnerstag (29.08.2024) das Thema "Personalmangel in Kitas" zur Diskussion. Interessierte können ab 20:04 Uhr WDR 5 einschalten oder in Bonn unter anderem mit NRW-Familienministerin Josefine Paul diskutieren, in der Aula des Robert-Wetzlar-Berufskollegs.

Unsere Quellen:

  • Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
  • Kita-Bündnis NRW
  • Stadt Hennef
  • Stadt Bonn
  • Verein "Eltern am Limit" Bonn
  • Paritätischer Gesamtverband
  • Forschungs-Verbund DJI/TU Dortmund