Vorerst keine Wasserbusse auf dem Rhein in Düsseldorf

Stand: 19.09.2023, 06:00 Uhr

In Düsseldorf werden wohl auf absehbare Zeit keine Wasserbusse auf dem Rhein verkehren. Eine externe Studie rät von einem Linien-Bootsbetrieb ab.

Von Thomas Kalus

In Düsseldorf wird seit Jahren diskutiert, ob Wasserbusse Passagiere von einem zum anderen Rheinufer bringen sollten. Verkehrswende und Klimaschutz waren und sind gewichtige Argumente, um sich mit dieser Frage zu beschäftigen.

Aber aus der Idee wird wohl nichts. Das von der Stadt beauftragte Ingenieurbüro Spiekermann kommt nämlich zu dem Schluss, dass ein Wasserbussystem in der Region Düsseldorf wenig Sinn ergibt: Die neu geschaffenen Verbindungen seien kaum attraktiver als das bestehende Nahverkehrsangebot, sagen die Gutachter

Zu geringe Nachfrage nach Wasserbussen erwartet

Die Ingenieure haben die Rhein-Region von Leverkusen über Dormagen, Düsseldorf, Neuss und Meerbusch bis nach Duisburg unter die Lupe genommen. In fast allen übrigen Bereichen gebe es schon jetzt viele Möglichkeiten, den Rhein über die Brücken zu überqueren - mit der Straßenbahn, dem Fahrrad oder mit dem Auto.

Deshalb erwartet die Studie dort nicht genügend Nachfrage nach Wasserbussen. Einzig im Düsseldorfer Süden – in der Verbindung zwischen Düsseldorf-Benrath und Dormagen - könne mit einem Wasserbusangebot eine attraktive Reisezeit erzielt werden, heißt es in der Studie. Dort könnte es eine gute Resonanz auf Wasserbusse geben.

Was überall gegen das Linienbus-System auf dem Rhein spricht, sind die immensen Kosten. Denn es müssten ja erst Schiffe angeschafft, Anlegestationen gebaut und neue Infrastruktur geschaffen werden. Würde es eine durchgängige Linie von Leverkusen bis Duisburg geben, müssten rund zwei Dutzend Haltepunkte gebaut werden. Inklusive Schiffsflotte müssten dann mehr als 300 Millionen Euro investiert werden, haben die Gutachter errechnet.

Ticketverkauf kann Betrieb von Wasserbussen nicht decken

Und schließlich entstünden für den Betrieb der Wasserbusse sehr hohe Betriebskosten, errechneten die Gutachter. Bei Bus und Bahn decken die Einnahmen durch den Ticket-Verkauf normalerweise rund 75 Prozent der Kosten. Selbst bei der kleinsten Wasserbusvariante sind es aber nur 16 Prozent. Bei der Vollversorgung – also bei der kompletten Wasserbuslinie von Leverkusen nach Duisburg – sogar nur sechs Prozent. Das bedeutet ein jährliches Minus von 1,5 Millionen Euro.

Stadtrat entscheidet im November über weiteres Vorgehen

In Düsseldorf befasst sich der Stadtrat am 9. November mit der Machbarkeitsstudie für die Landeshauptstadt. Die Ratsmitglieder stimmen dann über eine Beschlussvorlage ab. Dort heißt es: Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass ein Wasserbussystem zwar neue Verbindungen schaffen könne.

Allerdings gegenüber den heutigen ÖPNV-Angeboten und dem motorisierten Individualverkehr könnten kaum attraktive Reisezeiten erzielt werden.

In Köln soll es bald Pilotstrecke für Wasserbusse geben

Zu einem gänzlich anderen Urteil kam übrigens vor zwei Jahren eine Machbarkeitsstudie zum Thema Wasserbusse rund 50 Kilometer stromaufwärts in Köln. Die von der Stadt Köln beauftragten Gutachter schlagen in einer ersten Stufe sogar einen Pilotbetrieb für eine Wasserbus-Linie vor.

Diese Linie soll die Stadtteile Niehl, Mülheim und die linksrheinische Innenstadt verbinden. Dort sollen vollelektrische Wasserbusse Platz für mindestens 100 Menschen bieten und außerdem die Mitnahme von Fahrrädern ermöglichen.

In Düsseldorf gibt es mehr Brücken für den ÖPNV

Im Unterschied zu Köln läuft der Rhein aber in Düsseldorf viel kurvenreicher. Dadurch können dort weniger attraktive Fahrzeiten auf dem Wasser erzielt werden. Außerdem gibt es in Düsseldorf viele Brücke, die auch von Bus und Bahnen genutzt werden.

Über dieses Thema berichten wir am 19.09.2023 bei WDR2 in der Lokalzeit Rhein/Ruhr.

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