Diskussion um Sicherheit am 11.11.

Lokalzeit aus Köln 20.10.2023 Verfügbar bis 20.10.2025 WDR Von Jochen Hilgers

Schutzzone für Kölner Synagoge am 11.11.

Stand: 20.10.2023, 19:42 Uhr

Der 11.11. fällt in diesem Jahr auf einen Samstag und daher erwarten alle Beobachter einen Riesenandrang vor allem auf das Zülpicher Viertel. Stadt, Ordnungsamt und Polizei haben am Freitag ihr Konzept vorgestellt. Das Wichtigste: Die Kölner Hauptsynagoge, die unmittelbar an das Zülpicher Viertel grenzt, wird eine eigene Schutzzone bekommen.

Von Jochen Hilgers

Die Polizei werde gewährleisten, dass alle Besucher freien ungehinderten Zugang erhielten, um trotz der Karnevalsfeiern zum Gebet kommen zu können, sagte der Einsatzleiter Frank Wißbaum auf einer Pressekonferenz zu den Sicherheitsvorkehrungen. Dazu werde die Synagoge weiträumig abgesperrt. Eventuelle Provokationen von Feiernden würden sofort unterbunden, kündigte der Einsatzleiter an. Ebenso warnte Wißbaum davor, Kostüme mit eindeutiger antiisraelischer Botschaft und Waffen-Imitate zu tragen. Dagegen würde die Polizei rigoros vorgehen. Insgesamt sind am 11.11. mehr als 1.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.

Weitere Sicherheitskonzeption umstritten

Demonstartionschild mit der Aufschrift "Was macht die Stadt gegen den Sauftourismus?"

Exzessives Feiern am 11.11. ist seit Jahren in Köln ein Problem

Die Schutzzone für die Synagoge ist unumstritten. Die weitere Konzeption zum 11.11. in Puncto Sicherheit ist es aber nicht. Im Zülpicher Viertel kam es in der Vergangenheit immer wieder zu haarsträubenden Szenen wegen Überfüllung und Randale. Seit Jahren sitzen Stadt, Polizei, Feuerwehr, Kneipiers, Karnevalisten und Bürger an einem runden Tisch zusammen und beraten, wie das zu verhindern sein könnte. Nur rausgekommen sei in all den Jahren nichts, so Anwohner, die heute vor dem Rathaus demonstrierten. Sie wehren sich gegen die angebliche Untätigkeit der Stadt, exzessive Feiern zu unterbinden.  Die vor allem jungen Leute würden mit Kiosk-Schnaps und Supermarkt-Bier exzessiv saufen. Alle konstruktiven Vorschläge zur Dezentralisierung des Saufevents seien abgeschmettert worden.

Uniwiese weiter als Ausweichfläche

Am Mittag hatten Ordnungsamt und Polizei ihre Konzeption der Presse vorgestellt. Kern dessen: Das Zülpicher Viertel wird bei Überfüllung abgesperrt. Die Feiernden sollen auf die Uniwiese ausweichen. Es ist mehr als wahrscheinlich, so Beobachter, dass es in drei Wochen wieder so ausgeht: Gefährliche Enge und danach eine völlig zerstörte Wiese im Landschaftsschutzgebiet.

Vorschlag abgelehnt

Gibt es wirklich keine Alternative? Herbert Geiss, der Inhaber des Karnevalsmultis Deiters hatte schon vor Monaten ein anderes Konzept vorgeschlagen. Vier Bühnen mit jeckem Programm rund um die Zülpicherstrasse, wollte Geiss bespielen lassen. Da hätte es genug Platz gegeben, die Situation im Zülpicher Viertel hätte man entzerren können und damit auch den Anwohnern geholfen, so Geiss. Sein Plan wurde aber abgeschmettert.

11.11. kommt wieder überraschend

Geiss eröffnet direkt gegenüber des Zülpicher Viertels ein neues Geschäft auf 4.000 Quadratmetern. Er sieht das als Statement. Mit 300.000 Euro hätte er das Bühnenprogramm finanziert. Für ihn ist ein positives Image des Karnevals wichtig. Er würde dann einfach mehr Kostüme verkaufen und Umsatz machen, rechnet der Deiters Inhaber vor. Doch bis neue Ideen sich bei den Verantwortlichen durchsetzen, vergehen in Köln Jahre. Die Zeit sei diesmal zu knapp, hieß es. Irgendwie kommt der 11.11. immer überraschend, entgegnen Beobachter.

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