
Schüsse in Gummersbach: Flüchtiger Ladendieb war polizeibekannt
Stand: 16.11.2023, 12:20 Uhr
Der Mann, der am Dienstagmittag in der Fußgängerzone von Gummersbach von Polizisten niedergeschossen wurde, war polizei- und gerichtsbekannt. Das Amtsgericht in Gummersbach hatte ihn Ende Oktober wegen eines tätlichen Angriffs auf einen Polizisten zu einer Geldstrafe verurteilt.
Von Antonia Rüller, Markus Schmitz
Am Donnerstag wurden weitere Details zu dem Fall bekannt. So trugen zwei der vier beteiligten Polizisten bei der Festnahme am Dienstag eine Body Cam. Ob die Kameras auch eingeschaltet waren und verwertbare Aufnahmen gemacht haben sei Teil der Ermittlungen, sagt die Kölner Staatsanwaltschaft.
Polizei verletzt zwei unbeteiligte Passanten
Die Polizei hatte am Dienstag auf den bewaffneten Mann geschossen und ihn sowie zwei Unbeteiligte verletzt. Der 30-Jährige hatte sich einer Überprüfung nach einem räuberischen Ladendiebstahl widersetzt. Polizisten schossen mehrmals auf ihn. Dabei wurden zwei unbeteiligte Personen verletzt, eine durch einen Streifschuss, teilte die Polizei mit.
Neue Erkenntnisse zu Schüssen bei Polizeieinsatz in Gummersbach
Lokalzeit aus Köln. 15.11.2023. 02:30 Min.. Verfügbar bis 15.11.2025. WDR. Von Markus Schmitz.
Beschuldigter klaute Bierdosen
Nach WDR-Informationen hatte der 30-jährige Beschuldigte am Dienstag in einem Supermarkt Bierdosen gestohlen. Offenbar hatte er sogar schon im Markt eine Dose getrunken, bevor er mit einer oder mehreren weiteren Dosen versuchte, denn Supermarkt zu verlassen.
Dabei soll sich ihm eine Mitarbeiterin in den Weg gestellt haben. Die Frau wurde von dem Mann geschubst oder auch geschlagen. Deshalb spricht die Polizei auch von einem räuberischen Diebstahl. Nach WDR-Recherchen steht die Mitarbeiterin unter Schock und konnte am Mittwoch nicht zur Arbeit erscheinen.
Update: Schusswechsel in Gummersbach
Aktuelle Stunde. 15.11.2023. UT. Verfügbar bis 15.11.2025. WDR. Von Markus Schmitz.
Nachdem der danach getätigte Notruf aus dem Supermarkt bei der Polizei eingegangen war, versuchten drei Polizisten, den 30-Jährigen zu stellen. Dabei verletzte er offenbar einen Polizisten mit einem Messer im Gesicht. Im weiteren Verlauf fielen mehrere Schüsse aus den Dienstwaffen. Neben dem Tatverdächtigen erlitten dabei wohl zwei Passanten Verletzungen. Einer von ihnen hat eine Schussverletzung im Oberschenkel. Rettungskräfte fuhren sie in ein Krankenhaus.
Im Internet kursieren Videoaufnahmen, die den Einsatz zeigen. Die Polizei Köln hat aus Neutralitätsgründen die Ermittlungen übernommen.
"Kollegen stehen unter enormem Stress"
Nach dem Vorfall in Gummersbach äußerte sich am Mittwoch Oiver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter gegenüber dem WDR. In solchen Situationen, wenn ein Angriff ausgeführt wird, müssten Polizistinnen und Polizisten sekundenschnell entscheiden, welches Hilfsmittel der körperlichen Gewalt sie nutzen. Pfefferspray, Taser oder die Schusswaffe. Der Stress sei enorm.
"Sie haben diese Szenarien geübt und geprobt. Allerdings ist die Reallage immer wieder eine andere. Das läuft in Millisekunden hier die richtige Beurteilung vorzunehmen, das richtige Einsatzmittel zu wählen und sein eigenes Leben zu schützen." Oliver Huth, Bund Deutscher Kriminalbeamter e.V.
War Schusswaffengebrauch rechtmäßig?
Das Polizeigesetz NRW regelt den Schusswaffengebrauch und benennt auch Restriktionen. So dürfen Polizistinnen und Polizisten in Menschenmengen keine Schusswaffen einsetzen, sagt Huth. Der Schutz des Lebens stehe an oberster Stelle.
Die Schüsse fielen am Dienstagmittag in der Fußgängerzone im Herzen von Gummersbach. Dort waren zu der Zeit einige Menschen unterwegs. "Da stellt sich natürlich die Frage, ist es überhaupt verhältnismäßig in einer Fußgängerzone auf eine Schusswaffe zurückzugreifen. Diese Frage wird sich die Polizei und die Staatsanwaltschaft stellen müssen," sagt Markus Ogorek, Juraprofessor an der Universität Köln.
Zur Aufklärung des Sachverhalts hat die Kölner Polizei eine Mordkommission eingesetzt.
Unsere Quellen:
- Mitteilung der Polizei
- WDR-Recherchen
- Material der Deutschen Presse-Agentur