Nach Großbrand im Lager der Diakonie in Köln: Wie geht es weiter?

Lokalzeit aus Köln 20.01.2025 02:36 Min. Verfügbar bis 20.01.2027 WDR Von Markus Schmitz

Nach Großbrand im Lager der Diakonie in Köln: Wie geht es weiter?

Stand: 20.01.2025, 15:02 Uhr

Das Feuer in Köln-Kalk ist mittlerweile gelöscht. Die große Sorge bleibt: Wie geht es jetzt weiter mit den Sozialkaufhäusern der Diakonie?

Von Sissy Hertneck

Das verrußte Backsteingebäude in der Dillenburger Straße in Köln-Kalk lässt erahnen, wie schlimm das Feuer im Lagerhaus gewütet haben muss: Die Fenster sind zerborsten. Überall liegt verbrannte Kleidung, teilweise ist sie mit Löschschaum bedeckt. Mitarbeitende der Diakonie tragen einige Computer aus dem Haus - viel mehr scheinen sie nach dem Feuer nicht mehr retten zu können.

Die Leitung der Diakonie Michaleshoven versucht, das Ausmaß der Situation einzuordnen: "Es war ein großer Schock. Vor allem jetzt, wo wir nach und nach begreifen, was dieses Feuer bedeutet: Unser kompletter Lagerbestand ist vernichtet worden", sagt Rainer Schmidt. Er ist der theologische Vorstand der Diakonie Michaelshoven. "Trotzdem sind wir sehr dankbar, dass niemand verletzt worden ist."

Die Suche nach dem "Warum"

In der Nähe des ausgebrannten Lagers steht noch ein Polizeiwagen. Warum das Feuer ausgebrochen ist, ist noch nicht klar. Es könne allerdings nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um Brandstiftung handelt. Brandermittler wollen das Gebäude untersuchen, um möglichst schnell herauszufinden, was passiert ist. Für die Diakonie geht es jetzt aber vor allem darum, schnell auf die herausfordernde Situation zu reagieren.

Mitarbeitende fürchten um die Sozialkaufhäuser

Kleidung, Möbel, Haushaltsfahren. Das Feuer hat alle gesammelten Spenden im Lager der Diakonie zerstört.

Die gesammelten Spenden im Lager der Diakonie sind alle verbrannt

Die gesammelten Spenden, die auf den 800 Quadratmeter Lagerfläche auf ihre Auslieferung gewartet haben, waren der wichtige Nachschub für die Sozialkaufhäuser der Diakonie. Kleidung, Haushaltswaren, Bücher, Möbel sind jetzt nur noch Asche. In insgesamt sechs Sozialkaufhäuser, den "Fairstores", wird die Ware in verschiedenen Stadtteilen Kölns normalerweise kostengünstig verkauft.

"Unsere Läden können jetzt erst mal nicht mehr beliefert werden. Das bereitet uns Sorgen, denn an den Fairstores hängen auch die Existenzen der Mitarbeitenden", sagt Holger Weiland. Er selbst arbeitet im Fairstore in Köln-Kalk. Insgesamt beschäftigt die Diakonie in den Sozialkaufhäusern rund 100 Menschen - oft sind es Menschen mit Handicap.

Die Fairstores der Diakonie verkaufen in verschiedenen Stadtteilen von Köln gespendete Ware

Die Diakonie verkauft in sechs "Fairstores" die gespendete Ware zu günstigen Preisen

Auch die 36 Mitarbeitenden im Lager stehen jetzt erst einmal ohne Aufgabe da. Trotzdem wird niemand seinen Job verlieren, betont Rainer Schmidt. Es werde nach Lösungen gesucht, dass die Mitarbeitenden weiterhin einer sinnvollen Aufgabe nachgehen können.

Nach Großbrand im Lager der Diakonie in Köln: Wie geht es weiter?

WDR Studios NRW 20.01.2025 00:40 Min. Verfügbar bis 20.01.2027 WDR Online


Kunden bedauern den Brand

Die Kunden, die am Vormittag im Fairstore in Köln-Kalk einkaufen, sind bewegt von der Nachricht des Brands. Eine Dame, die ihren Namen lieber nicht nennen möchte, kauft hier im Store oft ein. Sie ist Sozialhilfe-Empfängerin und ist dankbar für das Angebot der Diakonie. "Für mich ist dieser Laden sehr wichtig. Ich bin eigentlich immer hier, wenn ich auf der Kalker Hauptstraße bin. Es ist schlimm, dass das Lager ausgebrannt ist." Auch die anderen Kunden, die hier einkaufen, um nachhaltiger zu leben, bedauern den Brand.

"Der größte Verlust ist das Lager an sich"

Der Vorstand der Diakonie Michaelshoven möchte nach dem Großbrand im Lager in Köln Kalk schnell reagieren.

Uwe Ufer (links) und Rainer Schmidt (rechts), Vorstand der Diakonie Michaelshoven

"Es ist nicht bezifferbar, wie groß der finanzielle Schaden ist, da es sich um Spenden handelt. Der größte Verlust ist aber tatsächlich das Lager an sich. Denn jetzt fehlt uns die gesamte Logistik", sagt Uwe Ufer, der kaufmänniche Vorstand der Diakonie Michaelshoven. Im Lager in Köln-Kalk werden die Spenden normalweise angenommen, gewaschen und aufbereitet. Jetzt fehlt ein Ort für diese wichtigen Aufgaben. Deshalb bittet die Diakonie um Hinweise für Lagerflächen zwischen 800 und 1000 Quadratmeter - gerne auch zur Miete.

Große Spendenmengen können derzeit nicht verarbeitet werden

Größere Spendenmegen wird die Diakonie in nächster Zeit erst einmal vor Herausforderungen stellen. "Zuerst benötigen wir ein neues Lager, erst danach können wir Spenden wieder in großem Umfang annehmen", so Uwe Ufer. Trotzdem ist die Diakonie auf Spenden angewiesen: "Wir wünschen uns sehr, dass die Kölnerinnen und Kölner uns nicht vergessen und vielleicht die Ohren für baldige Spendenaufrufe offenhalten. Sobald ein Lager gefunden ist, werden wir mit diesen Aufrufen starten."

Quellen:

  • Reporterin vor Ort
  • Diakonie Michaelshoven
  • Feuerwehr Köln
  • dpa
  • Polizei Köln

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