Nach tödlichem Unfall – Geldstrafe für Lkw-Fahrer

Nach tödlichem Unfall – Geldstrafe für Lkw-Fahrer

Stand: 19.12.2023, 14:28 Uhr

Im März ist in Köln-Mülheim eine 86 Jahre alte Frau gestorben, weil ein Lkw-Fahrer sie übersehen hatte - trotz Seitenkamera. Der 44-Jährige wurde heute in Köln zu einer Geldstrafe verurteilt.

Von Markus Schmitz

In diesem Verfahren vor dem Kölner Amtsgericht ging es um "menschliches Versagen" und darum, dass dieser Unfall "nur Verlierer" hervorgebracht hat. Im März will der jetzt 44-jährige Fahrer mit seinem Lkw nach einer Anlieferung den Wiener Platz in Köln-Mülheim herunterfahren. Der Mann muss warten, weil auf der Straße vor ihm noch Autos fuhren.

In dieser Zeit passiert eine Frau mit Kinderwagen den Bereich vor dem Führerhaus. Und auch eine 86 Jahre alte Frau kommt von rechts angelaufen. In dem Moment, als sie vor dem Lkw steht, fährt der an.

Staatsanwältin: Fahrer hatte "zu wenige Augen"

Der Gutachter in dem Prozess rekonstruiert den Unfall. Der Fahrer hatte die Möglichkeit, die Frau über den Bildschirm der Seitenkamera zu sehen, später dann auch noch im Frontspiegel. Der befindet sich außen, rechts oben am Führerhaus.

Doch das hat der Mann in der "hochkomplexen Verkehrssituation" nicht gemacht. Er sei auch nicht kurz von seinem Sitz aufgestanden, um den Bereich vor ihm anzuschauen, so der Sachverständige. Die Staatsanwältin ergänzt in ihrem Plädoyer, dass der Fahrer bei den vielen Spiegeln, dem Display der Seitenkamera, den anderen Autos und Fußgängern "zu wenige Augen hatte."

Kein Fahrverbot, aber Geldstrafe

Die Richterin verurteilt den Fahrer wegen fahrlässiger Tötung zu 3.600 Euro Geldstrafe. Ein Fahrverbot, wie von der Staatsanwaltschaft beantragt, verhängt sie nicht. Der vierfache Vater sei kein rücksichtsloser Fahrer, so ihre Begründung.

Der 44-Jährige hatte sich entschuldigt, mehrfach gesagt, dass es ihm leidtue. Er brauchte mehrere Wochen nach dem Unfall, um zunächst als Beifahrer wieder in einen Lkw zu steigen. Mittlerweile fahre er wieder, aber nicht mehr diese Tour, die sein Verteidiger als "knifflig" bezeichnete.

Verkehrsexperte fordert Geduld von Fußgängern

Immer wieder gibt es solche Unfälle mit anschließenden Gerichtsprozessen.

Am Rand des Verfahrens heute sagte ein Verkehrsexperte, dass Fußgänger und auch Radfahrer in solchen Situationen die Lkw fahren lassen sollten. Auch wenn man selbst deshalb etwas warten müsse.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 19.12.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Köln und im Radio auf WDR 2.

Unsere Quellen:

  • Amtsgericht Köln
  • WDR-Reporter