Gedenken an Reichspogromnacht

Lokalzeit aus Aachen 08.11.2024 03:18 Min. Verfügbar bis 08.11.2026 WDR Von Birgitta Bäck

Gedenken an Progromnacht - Emotionale Geschichtsstunde im Theater

Stand: 08.11.2024, 20:29 Uhr

In einer Theatervorstellung konnten diese Woche viele Zehntklässler in Aachen die Pogromnacht in ihrer Stadt nacherleben.

So still sind die 15-jährigen Schülerinnen und Schüler selten in einer Geschichtsstunde. Gebannt sitzen sie in dem Raum eines kleinen Theaters in Aachen, während zwei Schauspieler auf der Bühne erzählen, wie hier in ihrem Heimatort die Synagoge am 9. November 1938 geplündert und angezündet wurde und viele jüdische Geschäfte zertrümmert wurden.

Erlebbare Vergangenheit

Die Bühne ist schwarz, auch die Schauspieler sind dunkel gekleidet. Nichts lenkt ab von den Bildern, die an die Wand projiziert werden. Darauf sehen die Jugendlichen ihre zerstörte Stadt und das Bild einer Menschentraube, wie sie schweigend vor der Ruine der gerade abgebrannten Synagoge steht.

Das Theater K hat die Geschehnisse in Aachen aufgearbeitet und quasi erlebbar gemacht. Dazu gehört, dass möglichst viele bekannte Straßennamen genannt und historische Bilder mit Wiedererkennungswert gezeigt werden.

Bürger vor der Aachener Synagoe 1983

Menschentraube vor der Aachener Synagoge

Eindrucksvolle Darstellung geht vielen nahe

Gänsehaut bekommen viele Schülerinnen, als die Schauspieler schildern, dass die Feuerwehr nichts tat, um das Feuer an der Aachener Synagoge zu löschen. Im Gegenteil, sie berichten: "Um 4 Uhr wurde die Synagoge kunstgerecht in Brand gesteckt. Der Anführer war kein anderer als Brandingenieur Schneider, der sicher das meiste von solchen Sachen verstand..."

Brücke in die Gegenwart

Das Theater K bleibt nicht in der Vergangenheit, sondern schlägt die Brücke zur Gegenwart. Die Schauspieler zeigen erschreckende Parallelen auf. So zitieren sie den AFD-Fraktionsvorsitzenden im Thüringer Landtag, Björn Höcke, der gesagt hat, man werde, "so fürchte ich, nicht um eine Politik der 'wohltemperierten Grausamkeit' herumkommen".

Zuschauer des Theaterstückes zum Gedenken an die Reichsprogromnacht

Das Theaterstück geht unter die Haut

Geschichte darf nicht vergessen werden

Die Schülerinnen und Schüler des Aachener Einhard-Gymnasiums sind sich bei der anschließenden Diskussion mit den Darstellern einig: Auch in der heutigen Zeit müsse man Gesicht zeigen, etwas erwidern, wenn andere Gruppen ausgegrenzt werden. Das erfordert Mut und Zusammenhalt, damit sich die Geschichte nicht wiederholt.

Unsere Quellen:

  • Theater K Aachen
  • WDR-Reporterin vor Ort

Über dieses Thema berichten wir am 08.11.2024 auch im WDR Fernsehen in der Lokalzeit aus Aachen.

Weitere Veranstaltungen in NRW zum Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht:

Siegen

Samstag, 09.11.2024, 13.00-13.30 Uhr: Gedenkveranstaltung im Hauptbahnhof Siegen an Gleis 3 und 4. Von dort wurden während der Nazi-Zeit Menschen jüdischen Glaubens in Konzentrationslager deportiert. Veranstalter: Bündnis "Siegen gegen Rechts"

Dortmund

Samstag, 09.11.2024, ab 15.00 Uhr: Lesung von zeitgeschichtlichen Texten und Gedichten, Musik und Ausstellung im Studio B der Stadt- und Landesbibliothek. Veranstalter: Bündnis "Dortmund gegen Rechts" mit Stadt- und Landesbibliothek

Duisburg

Samstag, 09.11.2024, 18.00 Uhr: Gedenkminute für die ermordeten Ruhrorter Juden an der Landwehrstraße 21, wo eine Synagoge stand, die in der Reichspogromnacht 1938 in Brand gesetzt wurde. Im Anschluss an die Gedenkminute Lesung im Lokal Harmonie, Harmoniestraße 41. Veranstalter: Kreativquartier Ruhrort

Essen

Sonntag, 10.11.2024, 19.00-20.30 Uhr: Gedenkfeier mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, und dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen in der Alten Synagoge in Essen. Veranstalter: Stadt Essen

Düsseldorf

Sonntag, 10.11.2024, ab 15.00 Uhr: Spaziergang durch das Zooviertel im Gedenken an ehemalige jüdische Bewohnerinnen und Bewohnern. Im Anschluss: Gespräche und ab 17.00 Uhr in der Matthäikirche. Treffpunkt: Graf-Recke-Straße 78. Veranstalter u.a.: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Evangelischer Kirchenkreis, Katholische Kirche, Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit