Vor 75 Jahren: Unser Grundgesetz wird geboren

Vor 75 Jahren, am 23.05.1949, trat das Grundgesetz in Kraft. Männer und Frauen aus den Länderparlamenten hatten es zuvor in Bonn erarbeitet. Es gilt als das Fundament, auf dem die Bundesrepublik Deutschland entstanden ist.

Von Ditmar Doerner

Um eine Verfassung auszuarbeiten, kommt der parlamentarische Rat zum ersten Mal im Lichthof des Naturkundemuseums Alexander Koenig in Bonn zusammen. Der Rat besteht aus den Vertretern der Länderparlamente.

Startschuss zwischen Löwen und Giraffen

In einer nachgebildeten Savannenlandschaft ziehen hier eigentlich präparierte Löwen, Giraffen, Antilopen und Zebras die Blicke der Besucher auf sich. Ab September 1948 grübeln an diesem Ort aber 61 Männer und vier Frauen über die letztendlich 146 Artikel des Grundgesetzes.

Allerdings findet nur die erste von insgesamt zwölf Sitzungen im Alexander-Koenig-Museum statt, ab der zweiten debattiert und diskutiert der Parlamentarische Rat in der Pädagogischen Akademie weniger hundert Meter entfernt direkt am Bonner Rheinufer.

Sätze des Grundgesetzes sind Volksgut

Der Parlamentarischen Rat arbeitet am Grundgesetz. | Bildquelle: picture alliance / dpa | Egon Steiner

Der Rat erarbeitet ein Grundgesetz, das den Menschen in den Mittelpunkt stellt, nicht den Staat. Die Sprache der neuen Verfassung ist relativ einfach und klar, die Sätze kurz. "Die Würde des Menschen ist unantastbar." "Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich." Und: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus." Sätze, die heute fast jeder kennt.

Politiker kommen bei Bonner Bürgern unter

Das kleine Städtchen Bonn versucht einen angenehmen Rahmen für die Geburt des Grundgesetzes zu schaffen: Die Verwaltung animiert die Bürger, Mitglieder des Parlamentarischen Rates bei sich zu Hause aufzunehmen, denn vier Jahre nach Kriegsende sind die Hotelbetten rar. Wer sich so gastfreundlich zeigt, bekommt eine Sonderration Kaffeeersatz oder zusätzliches Waschpulver.

Grundgesetz wird verkündet

Das Grundgesetz ist die Verfassung Deutschlands. | Bildquelle: Maja Hitij/Getty Images

Nach einem Dreivierteljahr, Anfang Mai 1949, stimmt der Parlamentarische Rat für den Entwurf des Grundgesetzes. Bevor es verabschiedet werden kann, müssen allerdings auch die Bundesländer zustimmen. Und nicht nur die: Es braucht auch die Zustimmung der Westalliierten - also von den USA, Frankreich und Großbritannien. Denn die hatten die Verfassung sozusagen in Auftrag gegeben.

Am 23. Mai 1949 ist es dann soweit: Ratspräsident Konrad Adenauer, der spätere erste Bundeskanzler, verkündet nach der Unterzeichnung das Inkrafttreten der neuen Verfassung. Die Bundesrepublik Deutschland ist geboren.

Unsere Quellen:

  • Haus der Geschichte
  • Bundesarchiv

Über dieses Thema berichtet der WDR am 23.05.2024 auch in der Lokalzeit aus Bonn um 19:30 Uhr und im Hörfunk auf WDR 2.