Gruppe von Erwachsenen und Kindern vor Hauseingängen, dazwischen große Müllcontainer

Meldekontrolle in Duisburg-Friemersheim: "Es ist respektloser geworden"

Stand: 15.08.2023, 17:58 Uhr

Eine umfangreiche Kontrolle von Stadt und Polizei hat am Dienstag im Duisburger Stadtteil Friemersheim für Aufsehen gesorgt. Die Häuser am Erlinghagenplatz gelten schon länger als problematisch. Ein Besuch vor Ort.

Von Peter Hild

Graffiti an Häuserwänden, davor Müll auf einem Grasstreifen

Es sieht nicht gut aus am Erlinghagenplatz

Die Reihenhäuser aus Backstein am Erlinghagenplatz in Duisburg-Friemersheim haben schon bessere Tage gesehen: Viele Hauswände sind beschmiert, teilweise kleben Essensreste an den Fenstern, hinter Gittern stapelt sich Müll. Hier wohnen vermutlich vornehmlich Zuwanderer aus Südosteuropa, auf einigen Briefkästen stehen teilweise bis zu zehn verschiedene Namen, nur vereinzelte klingen deutsch.

Dutzende Erwachsene und Kinder stehen an diesem Vormittag auf dem Platz, während zahlreiche Fahrzeuge von Polizei und Ordnungsamt das Quartier wieder verlassen.

Hausmeister: Wenig Respekt vor Regeln

Ein älterer Mann mit grauem Hemd und Latzhose, vor großen Mülltonnen

Hausmeister Norbert Dalschen betreut die Häuser

Norbert Dalschen kümmert sich seit neun Jahren als Hausmeister um die sechs Häuser, in denen laut Stadt zuletzt 430 Menschen gemeldet waren. Mehrere Stunden täglich geht er mit einem weißen Eimer und Greifzange durch die Anlage, um Müll aufzusammeln, auch jetzt wieder. "Es ist respektloser geworden. Wenn man den Flur streicht, ist er zwei Tage später wieder verschmiert", erzählt der 63-Jährige.

Körperlich angegangen worden sei er noch nicht, erzählt Dalschen, wohl aber einige Postboten, die deshalb im Jahr 2021 für mehrere Monate keine Post mehr in dem Häuserkomplex ausgeliefert hätten.

Abgemeldete und "dicke" Autos

Immer wieder diskutiert er lautstark mit den Bewohnern, die einige teils abgemeldete Autos in der Tiefgarage abstellen wollen. Er verbietet es, doch am Ende werden seine Ansagen mit viel Gestikulieren ignoriert. Mit uns sprechen will keiner der Bewohner.

"Die fahren alle dicke Autos und machen auf dicke Hose", erzählt ein Anwohner, der in einer Seitenstraße wohnt. In der Tat sieht man an diesem Tag immer wieder Autos der Marken Mercedes, Audi oder BMW in das Quartier rollen. "Viele Kinder hier gehen nicht zur Schule, aber die Stadt kümmert sich auch zu wenig", beklagt Dalschen, als er seinen Müll in einen großen Container kippt.

Wenn Bewohnern gekündigt werde und eine Wohnung zwangsgeräumt wird, verteilten sich die Menschen auf die anderen Wohnungen, in denen oft Verwandtschaft lebe, so Dalschen.

Polizeibekannter Einsatzort

Ein Polizist mit Brille und hellblauer Uniform in Nahaufnahme

Jonas Tepe berichtet von regelmäßigen Einsätzen

Jonas Tepe von der Duisburger Polizei hat den Einsatz mitverfolgt, schaut in der Mittagssonne über den Erlinghagenplatz. "Seit Jahren sind wir sehr regelmäßig hier, oft wegen kleinerer Einsätze wie Nachbarschaftsstreitigkeiten oder Ruhestörungen."

Die Stadt weist die Kritik zurück, dass sich die Stadt zu wenig um Zuwanderer aus Südosteuropa kümmern würde. "Nachdem die Postboten nicht mehr kommen wollten, haben die Kollegen des kommunalen Integrationszentrums die Lage vor Ort mit Gesprächen wieder beruhigt", erklärt ein Stadtsprecher. Auch sonst sei man regelmäßig dort, für Angebote und Beratung. "Aber die Integrationsarbeit ist ein Marathon."

Viele Initiativen, immer mehr Zuwanderer

Viele Initiativen sind in den vergangenen Jahren bereits gestartet worden: Es gibt Bildungsmentoren für Zuwandererfamilien an einigen Duisburger Grundschulen, Beratungsangebote von den Integrationsagenturen verschiedener Sozialverbände, Unterstützungsprogramme von Stiftungen. Der Stadtteil Marxloh soll als "Ankunftsstadtteil" für Zuwanderer fungieren.

Doch die Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU stellt Duisburg vor große Herausforderungen: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Zuwanderer aus Südosteuropa, vor allem aus Bulgarien und Rumänien, nahezu verdoppelt, auf heute rund 24.000.

Sozialbetrug: Polizei ermittelt | sv

00:29 Min. Verfügbar bis 15.08.2025