Ultraleichtfliegen: Verkehrsmittel für die Zukunft? Lokalzeit aus Köln 02.07.2024 21:45 Min. Verfügbar bis 02.07.2026 WDR Von Uwe Fohrmann

Ultraleichtflieger als ein Verkehrsmittel der Zukunft?

Stand: 09.07.2024, 17:04 Uhr

Die Maschinen wiegen nur 300 Kilogramm, sind doppelt so schnell wie Autos und verbrauchen weniger Benzin. Ultraleichtflieger sind für Geschäftsreisende und Privatpiloten interessant - unter anderem auf einem Flugplatz bei Bonn.

Von Uwe Fohrmann

Es ist 11 Uhr morgens, 25 Grad und windstill: Ideale Bedingungen fürs Fliegen. Eine Cessna nach der anderen geht in die Luft, wenige Meter über dem Boden fliegt ein Hubschrauber und auch Marcel Mertens hat seinen Ultraleichtflieger aus der Halle geholt. Hier auf dem Flughafen Hangelar in Sankt Augustin haben fünf Freunde eine Flugschule für Ultraleichtflieger übernommen. Einer davon ist Marcel Mertens. Der 37-Jährige ist im Hauptberuf IT-Experte. "Ich bin mit meinem Vater schon als Dreijähriger hier in Hangelar im Hubschrauber gewesen", sagt er.

Nach der Ausbildung zum Flugzeugmechaniker hat er den Pilotenschein gemacht. Vor vier Jahren hatte er dann die Chance, die Flugschule in Bonn Hangelar zu kaufen. Spezialisiert ist diese auf ultraleichte Flugzeuge.

Ähnlichkeit zu Carsharing

Das Interesse an solchen Ultraleichtfliegern ist in Hangelar groß. Mehr als 30 Flugschüler haben sich bereits in diesem Jahr bei ihm für den Flugschein angemeldet. Die Kosten liegen bei rund 10.000 Euro.

Der Pilotenschein sei auch für sogenannte Haltergemeinschaften interessant, betont Mertens. Ähnlich wie beim Carsharing könne man sich mit mehreren Geschäftsleuten Flugzeug teilen, und somit auch die Kosten.

Was heißt "ultraleicht"?

Durch das niedrige Gewicht wird wenig Kraftstoff verbraucht | Bildquelle: Zeitmaschine Aviation GmbH

Ein Ultraleichtflugzeug wiegt rund 270 Kilogramm. Anfang der 1980er Jahre war das Grundgerüst noch mit Stoffbahnen umwickelt, inzwischen besteht es aus leichtem Metall. Beim Einsteigen darf man nur auf markierte, gehärtete Stellen treten. Ultraleichtflieger haben nur einen Motor, der zwischen 100 und 150 PS hat. Getankt wird Normalbenzin. Maximal zwei Personen können mitfliegen.

Stuttgart oder Hamburg in knapp zwei Stunden

Die kleinen und leichten Maschinen sollen vor allem Geschäftsleute schnell und günstig von A nach B bringen. "Erst vergangene Woche bin ich zu einem dienstlichen Termin nach Stuttgart geflogen", sagt Marcel Mertens stolz. Knapp zwei Stunden habe er dafür gebraucht.

Für einen Geschäftsmann, der nach Hamburg muss und am selben Tag wieder zurück, sei es attraktiv, einen Ultraleichtflieger zu nehmen. Rund 400 Euro kostet dann der Flug, hin und zurück. Mehr als einhundert kleine Flugplätze gibt es in Deutschland, auf denen Ultraleichtflieger landen können.

Kosten: Günstig bei Verbrauch und Landung

"Die Maschine braucht vier Liter auf 100 Kilometern und ist damit sparsamer als ein Auto", sagt der IT-Experte Mertens und vergleicht es zudem mit dem Kleinflugzeug, das auf hundert Kilometern 18 Liter Super Plus verbraucht.

Hinzu kommt, dass die Landegebühren mit 6,50 Euro sehr gering sind. Ein neues Ultraleichtflugzeug kostet um die 150.000 Euro, gebraucht bekommt man sie unter 100.000 Euro.

Besonderes Sicherheitssystem

Und das Ganze sei sicherer als Autofahren, behauptet Marcel Mertens. Er zeigt auf einen roten Hebel im Cockpit. "Wenn ich daran ziehe, dann schießt vorne ein Rettungsfallschirm raus, mit dem das Flugzeug mitsamt seinen Passagieren zu Boden gleitet."

Das funktioniert nur, weil die Maschine so leicht ist. Mit Insassen und Ladung liegt das Gewicht bei höchstens 600 Kilogramm.

Wer darf fliegen?

Um leichten Maschinen fliegen zu dürfen, benötigt man eine Sportpilotenlizenz. Diese muss alle fünf Jahre erneuert werden, wenn man unter 40 Jahre alt ist. Ab einem Alter von 17 Jahren kann die Lizenz erworben werden.

Eine Altersbeschränkung nach oben gibt es nicht, sofern man den für Ältere vorgeschriebenen jährlichen Gesundheitscheck besteht. Diabetes und Herzerkrankungen sind Ausschlusskriterien, eine Sehhilfe nicht.

Quellen:

  • WDR-Reporter
  • Marcel Mertens, Flugunternehmer