Die Kölner Bezirksregierung hat vor einigen Jahren illegale Bauarbeiten an Wasserkraftwerken in der Agger über Monate nicht gestoppt. Jetzt weigert sich der Unternehmer, die Auer Holding, illegal errichtete Baustraßen zu beseitigen und Umweltschäden zu beheben.
Der Unternehmer hatte vor Jahren in Engelskirchen große Mengen Kies aus der Agger baggern lassen. Sandbänke und Inseln im Fluss verschwanden. Nach Erkenntnissen von Umweltschützern wurden dadurch wichtige Laichplätze von Fischen und Brutplätze von Vögeln zerstört.
Bezirksregierung ließ Arbeiten ohne Genehmigung laufen
Der Unternehmer hat zwei Wasserkraftwerke saniert. Als er vor fast vier Jahren mit den Arbeiten begann, stellte die Bezirksregierung Köln zwar fest, dass Unterlagen für Genehmigungen fehlten. "Die Bezirksregierung hat die Bauarbeiten aber laufen lassen, offensichtlich ohne, dass sich jemand vor Ort angesehen hat, was da vor sich ging", sagte Paul Kröfges vom Umweltverband BUND gegenüber dem WDR.
Bauunternehmer legte in der Agger Baustraßen an
So konnte der Unternehmer ungestört im Fluss Baustraßen für Kräne und Bulldozer aufschütten. Laut Bezirksregierung gab es dafür keine Genehmigungen. Der Unternehmer erklärte dem WDR, alle Arbeiten seien den Behörden ordnungsgemäß angezeigt worden.
Erst nachdem der BUND der Bezirksregierung seit Herbst 2022 wiederholt Mails und Fotos geschickt hatte, forderten die Beamten den Unternehmer auf, die Bauarbeiten zu stoppen und die Baustraßen zu beseitigen. Der Umweltverband BUND erstattete im Frühjahr 2023 Anzeige gegen den Bauunternehmer wegen Boden- und Gewässerverunreinigung.
Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Bezirksregierung
Außerdem hat der Umweltverband BUND zum gleichen Zeitpunkt eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Bezirksregierung erhoben. "Die Bezirksregierung Köln hat ihre Aufsichtspflicht in dem Fall grob vernachlässigt", sagt Paul Kröfges vom BUND.
NRW-Umweltministerium übt Kritik
Jetzt hat das NRW-Umweltministerium in einem Schreiben an den BUND eingeräumt, dass die Bezirksregierung zu spät auf die nicht genehmigten Bauarbeiten reagiert hat. Zitat: "Zusammenfassend wäre somit tatsächlich ein rasches Einschreiben vonseiten der Bezirksregierung angezeigt gewesen."
Für die Kölner Bezirksregierung hat der Skandal um die Bauarbeiten an dem Wasserkraftwerk offenbar trotzdem keine Konsequenzen. Die Bezirksregierung teilt dem WDR mit, dass das Landesumweltministerium aus fachlicher Sicht nichts zu beanstandet habe.
Bautrassen immer noch da
Der Betreiber der Wasserkraftwerke hat seine Bautrassen bis heute nicht beseitigt. Gegen die Aufforderungen der Bezirksregierung, die illegalen Bauwerke zu entfernen und die Umweltschäden zu beseitigen, wehrt er sich vor Gericht.
Die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen seit einundeinhalb Jahren gegen den Betreiber der Wasserkraftwerke, bisher ohne Ergebnis. Der WDR hat den Unternehmer schriftlich um Stellungnahme gebeten. Geantwortet hat er nicht.
Unsere Quellen:
- BUND
- Bezirksregierung Köln
- NRW-Umweltministerium
- Auer Holding
Über dieses Thema berichtet der WDR am 14.11.24 auch im Fernsehen, in der WDR Lokalzeit aus Köln um 19:30 Uhr.