Autoposer-Szene lässt sich nicht vertreiben
Stand: 11.05.2023, 20:45 Uhr
Nach Unfällen mit einem Toten und zwei Verletzten am Treffpunkt der Autoposer im Kölner Stadtteil Poll wollte die Stadt die Raser stoppen, mit provisorischen Hindernissen auf der Fahrbahn und mobilen Blitzern. Doch das funktioniert offenbar nicht.
Von Oliver Köhler
Das Rheinufer in Köln-Poll entwickelt sich zum landesweiten Hotspot der Szene. Anwohner schlagen Alarm - die Stadt soll dringend nachbessern mit schärferen Maßnahmen, fordern sie. An den Wochenenden sind schon vor der Abenddämmerung oft alle Parkplätze auf der Alfred-Schütte-Allee am Poller Rheinufer belegt. Selbst auf der Fahrbahn stehen PS-starke Autos. Es läuft Hip-Hop, Basslautsprecher dröhnen. Auf der Hochwasserschutzwand glimmen Shishas. Immer wieder heulen Motoren auf, legen Fahrer kurze Spurts ein. Hier geht es um Sehen und Gesehenwerden.
Maßnahmen gegen Raser reichen nicht aus
Zivilstreifen der Polizei stoppen Fahrzeuge überprüfen die Fahrer. Auch die Autos sehen sich die Beamten genau an. Sie suchen nach illegalen Veränderungen. Selbst tagsüber kommen Leute mit kostspieligen Autos aus ganz Nordrhein-Westfalen an das Poller Rheinufer. Warnbaken und Betonklötze auf der Fahrbahn - Tempoblitzer an wechselnden Standorten - das hält die Szene nicht davon ab, sich zu treffen.
"Die provisorischen Maßnahmen der Stadt reichen überhaupt nicht aus."
"Die Fahrbahnverschlankungen sind immer noch so, dass zwei Raser problemlos aneinander vorbeikommen. Die vielen Versprechungen, die von der Stadt gemacht wurden wie Fußgängerüberwege, stationäre Blitzer, Sperrung von illegalen Parkplätzen im Grünstreifen, das ist alles noch nicht umgesetzt.“ Anwohner Dirk Baginski berichtet, dass Raser vor allem in den Wohnvierteln viel zu schnell unterwegs sind. Die Blitzer stehen auf der Straße am Ufer. Das wissen die Raser. Deshalb geben sie erst richtig Gas, wenn sie in die Nebenstraßen abbiegen. Dort gibt es keine Geschwindigkeitskontrollen. "Auch in die Wohngebiete gehören Blitzer",, fordert Baginski.
Anwohner fürchten das Schlimmste
Die Stadt plant einen Umbau der Straße. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt die Stadt: "Die endgültigen Maßnahmen in der Alfred-Schütte-Allee werden nach aktuellem Stand im Herbst 2023 umgesetzt." Den Anwohnern steht also ein weiterer Sommer mit Rasern, Lärm und Müll bevor. „Wir fürchten das Schlimmste für die kommenden Monate“, sagt Anwohner Gerald Diepolder. Tatsächlich registriert auch die Polizei, dass die Zahl der Autofahrer, die sich hier treffen, in den vergangenen Wochen stark zugenommen hat. An den vergangenen Wochenenden war es hier so voll wie sonst nur in warmen Sommernächten.