Neue Fotoausstellung für Blinde in Düsseldorf 00:43 Min. Verfügbar bis 09.08.2026

Neue Fotoausstellung für Blinde in Düsseldorf

Stand: 08.08.2024, 15:56 Uhr

Die Fotoausstellung „World Unseen“ im Stadtmuseum will Bilder für alle sichtbar machen. Vor allem für die, die wenig oder gar nicht sehen können.

Besucher des Düsseldorfer Stadtmuseums können seit Donnerstag sechs neue Fotos entdecken. Das Besondere an den Bildern: Man kann sie nicht nur sehen, sondern auch ertasten und fühlen. Die Ausstellung ist bewusst für Menschen mit eingeschränkter Sicht und Blinde kreiert worden, um ihnen einen neuen Zugang zu Kunst und Kultur zu ermöglichen. Dafür hat der Kamerahersteller Canon mit dem Blinden- und Sehbehindertenverband Nordrhein zusammengearbeitet.

Berühren erwünscht

Sahra Stuwe, Kunstkuratorin | Bildquelle: WDR/Gerhardus

„Eigentlich ist es ja so, dass man im Museum nichts anfassen darf aber hier ist es tatsächlich ausdrücklich erwünscht“, erklärt Sarah Stuwe, Kunstkuratorin von Canon, während sie mit ihren Fingern über eins der Bilder streicht. Es zeigt ein Nashorn umgeben von Rangern, die es vor Wilderern beschützen. Die Haut des Tiers fühlt sich rau und faltig an. Auf einem anderen Foto ist ein Junge vor einem Vulkanausbruch in Papua-Neuguinea zu sehen. Das Naturspektakel, das Kind und kleine Details drum herum lassen sich genau ertasten. Kreiert werden konnten diese Erlebnisse mithilfe eines speziellen Druckers.

Mehrere Schichten Tinte

Haptik ensteht durch ultraviolette Tinte | Bildquelle: WDR/Gerhardus

Beim sogenannten taktilen Druck kommt eine spezielle Software zum Einsatz, die bestimmte Punkte und Flächen auf dem Foto mit einer Struktur versieht. Durch mehrere Schichten UV-Tinte kann dann eine besondere Haptik entstehen, die spürbar ist. Neben dem Bild gibt es die dazugehörige Beschreibung in Blindenschrift, wer möchte, kann auch einen Audioguide nutzen.

Wahrnehmung von Blinden nachvollziehen

Die Ausstellung soll aber nicht nur blinde Menschen ansprechen, sondern auch anderen einen Einblick in deren Welt geben. "Wenn man auf einmal seine Sehkraft verliert, aktivieren sich ja auch ganz andere Sinne. So kann man sich als nicht betroffene Person in die Lage eines beeinträchtigen Menschen versetzen und besser verstehen wie sie ihre Umwelt wahrnehmen", sagt Sarah Stuwe.

Brillen simulieren geringe Sehkraft | Bildquelle: WDR/Gerhardus

Dafür gibt es im Museum spezielle Brillen, die verschiedene Einschränkungen simulieren: Zum Beispiel nur eine zehnprozentige Sehkraft oder diabetische Retinopathie, eine Erkrankung der Netzhaut. Besucher können die Brillen aufsetzen, und die Fotos so durch andere Augen wahrnehmen. Zum Beispiel unscharf, verschwommen, oder eingeschränkt durch schwarze Flecken im Sichtfeld.

Die Fotoausstellung "World Unseen" läuft noch bis zum 30. August.

Unsere Quellen:

  • WDR Reporter vor Ort
  • Anfrage Canon
  • Stadtmuseum Düsseldorf

Neue Fotoausstellung für Blinde in Düsseldorf WDR Studios NRW 08.08.2024 00:38 Min. Verfügbar bis 08.08.2026 WDR Online