Eine Woche Nacktwandern durchs Münsterland

Stand: 12.08.2024, 13:57 Uhr

Bis zum 18. August finden die Westfälischen Naturistentage statt. Unterwegs sind Gruppen von nackten Wanderern und Radfahrern.

Es ist 10:30 Uhr am Morgen als sich etwa 60 Naturisten auf einem Wanderparkplatz in der Nähe von Münster treffen. Einige sind schon nackt hierher gefahren, die anderen ziehen sich jetzt aus. Es werden Fahrräder von den Autos heruntergeholt, ganze Körper mit Sonnenschutz eingecremt und Rucksäcke geschultert.

Viele Männer, wenig Frauen

Auffällig ist, dass hier fast nur Männer mitmachen, meist über 60-Jährige. Warum? Thomas aus Hagen antwortet: "Wenn man älter wird, dann wird man gelassener. Viele Dinge sind nicht mehr so wichtig. Bestimmte Meinungen, wie man auszusehen hat und so. Ich mache nur noch das, was ich richtig finde."

Unter den 60 Teilnehmern sind nur 5 Frauen. Die wenigen, die mitmachen bedauern das. Birgit aus Hagen zum Beispiel: "Leider trauen sich die meisten Frauen nicht, hier mitzumachen. Ich glaube, viele haben das Problem, dass sie mit ihrem Körper nicht zufrieden sind, und sich nicht beurteilen lassen wollen. Ich glaube, der Druck ist bei den Frauen einfach größer."

Barfuß vom Scheitel bis zur Sohle

Nach einem kurzem Check (Wieviele sind in jeder Gruppe?) starten die Radfahrer zu ihrer Tour, während sich die Wanderer buchstäblich in die Büsche schlagen. Anfangs geht es auf einem schmalen Trampelpfad in einen Wald.

Einige Naturisten gönnen sich eine kurze Pause. | Bildquelle: WDR/Markus Schröder

Einige sind sogar barfuß unterwegs, und obwohl das Unkraut, auch Brennnesseln, fast meterhoch den Weg säumt, beschwert sich niemand. Im Gegenteil: die Stimmung ist ausgesprochen gut. Immer wieder ist zu hören, wie wunderbar es sei, endlich einmal wieder Wind und Sonne am ganzen Körper zu spüren.

Man kann fast alles auch nackt machen

Gestartet waren die Naturistentage einen Tag zuvor mit einem Nacktfrühstück in einer Landgaststätte (ein Handtuch auf jedem Stuhl!), und anschliessendem Nackt-Kegeln. Unter Woche wird jetzt vor allem gewandert und geradelt, aber ein Nackt-Paddeln gehört auch zum Programm.

Für die Westfälische Naturistentage reisen Naturisten aus ganz NRW, aber auch aus Holland, Berlin oder Sachsen an. Viele berichten, dass sie auch zuhause meist nackt herumlaufen, mitunter auch nackt Auto fahren.

Viel Hallo und ein bisschen Ärger

Die erste Wanderung dauert vier Stunden. Sie führt durch Waldgebiete, an der Ems entlang, aber auch an Ortschaften vorbei, wo die Nackten immer wieder auf andere Wanderer und Radfahrer treffen.

Als die Nackten an zwei Familien vorbeikommen, die an der Ems campen, reagiert eine Frau heftig. Sichtlich verärgert fordert sie die Wanderer auf, möglichst schnell zu verschwinden. Ihre Kinder schickt sie hinter ein Gebüsch, damit die die Nackten nicht sehen.

Die Naturisten schütteln den Kopf. "Ist der Anblick nackter Menschen wirklich so schlimm? Wir tun doch keinem was."

Nacktwandern ist nicht verboten

Manchmal, so berichten sie, werde auch die Polizei gerufen. Die kommt dann in der Regel, sieht, dass die Gruppe einfach nur nackt wandert, und versucht dann, den aufgebrachten Alarmierer zu beruhigen. Denn (und das bestätigt die Polizei auf Anfrage): Nacktwandern ist nicht verboten.

Zum Glück ist Ärger mit Passanten aber selten. Meist sind die Begegnungen sogar ausgesprochen freundlich. Als ein bekleideter Radfahrer die Gruppe beim Nacktbaden in der Ems sieht, hält er spontan an, zieht sich aus, und macht mit.

Die Naturisten sind begeistert. "Wenn die Leute wüssten wie schön das ist, würden es viel mehr machen."

Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Naturisten
  • Polizei Münster

Eine Woche Nacktwandern WDR Studios NRW 12.08.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 12.08.2026 WDR Online Von Markus Schröder