Die Verlagerung der 152 Castor-Fässer mit hochradioaktiv strahlenden Brennelementkugeln aus dem abgeschalteten Jülicher Versuchsreaktor nach Ahaus sei die Option, die am schnellsten umgesetzt werden könne, sagte ein Sprecher der Entsorgungsgesellschaft Nuklearanlagen (JEN).
Das bestätigen auch drei Bundesministerien in einem Bericht an den Haushaltsausschuss des Bundestages: "Nach Ansicht der Beteiligten sprechen derzeit viele Gründe dafür, die Ahaus-Option vor dem Hintergrund der atomrechtlich angeordneten unverzüglichen Räumung und im Sinne eines wirtschaftlichen Mitteleinsatzes als vorzugswürdige Option gegenüber der Neubau-Option einzuordnen."
Zwischenlager Jülich 10 Jahre ohne Genehmigung
Zum Hintergrund: Seit zehn Jahren ist die Genehmigung für das Atommüll-Zwischenlager ausgelaufen. Und so lange gibt es auch schon die Anordnung zur Räumung. Voraussetzung dafür ist aber eine Transport-Genehmigung des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE). Die JEN geht davon aus, dass die Genehmigung in Kürze erfolgen wird. Damit wäre der Weg frei für den Transport des Atommülls ins Münsterland - eigentlich.
Denn ein paar Stolpersteine könnten das Projekt noch weiter verzögern. Das ist einmal die Klage der Stadt Ahaus gegen die Einlagerung der Castor-Fässer aus Jülich. Ein Urteil könnte zum Jahresende erfolgen. Und es könnte sein, dass Anwohner gegen die Transporte klagen, sobald bekannt ist, welche Straßen betroffen sein werden. Das ist derzeit noch Verschlusssache.
Auch rechnen die Behörden mit erheblichen Protesten von Atomkraftgegnern und Klimaschützern. Ob dann über einen Zeitraum von etwa zwei Jahren genügend Polizeikräfte zur Verfügung stehen, um die Transporte zu sichern, ist offen.
152 Transport-Fahrten nach Ahaus
Immerhin plant die JEN aktuell 152 Fahrten: Eine Fahrt pro Castor-Fass auf einem Tieflader mit spezieller Sicherheitstechnik und entsprechenden Begleitfahrzeugen. Die Polizei könnte aber nach eigenem Ermessen auch Konvois anordnen, sagt JEN-Sprecher Jörg Kriewel. Und sie kann auch bei den Transport-Zeiträumen mitreden. Großereignisse wie die Fußball-EM im kommenden Jahr könnten viele Polizeikräfte binden, die dann nicht für Atommüll-Transporte zur Verfügung stünden.
Für die Räumung des alten Zwischenlagers in Jülich rechnet der Bund mit Gesamtkosten von mehr als 200 Millionen Euro. Der Bau eines neuen Zwischenlagers in Jülich würde nach Schätzungen der JEN mindestens 450 Millionen Euro kosten. Bezugsfertig wäre es erst 2032. Diese Lösung soll weiterverfolgt werden, bis klar ist, ob die Ahaus-Option tatsächlich realisiert wird.
Aber "die Beteiligten sind sich einig, dass die parallele Weiterverfolgung so bald wie möglich zu beenden ist", heißt es in dem Bericht der drei Bundesministerien an den Haushaltsausschuss.