Zu dritt tragen die Handwerker die große Tür in den Eingangsbereich von Michael Lentz’ Hotel in Bad Neuenahr. Lange hat er darauf gewartet. Die Flut hatte sein Hotel mit 22 Zimmer komplett zerstört. Die Tür war seitdem undicht. "Es war eine katastrophale Zerstörung, die man heute immer noch nicht begreifen kann", sagt der Hotelier. "Aber dass es so lange dauern würde und noch so lange dauern wird, damit hat niemand gerechnet."
Seit wenigen Monaten hat er sein Hotel wieder geöffnet. Viele Gäste kommen schon seit Jahren, andere inzwischen, um den Gastronomen und Hoteliers im Ahrtal zu helfen. Lentz öffnet sein "Hotel Central" allerdings nur am Wochenende. "Unter der Woche gibt es kein Angebot für Gäste", sagt er. Das Ahrtal stecke mitten im Wiederaufbau. Er und seine Familie leben noch immer in einer Übergangswohnung.
Fluthelferin: Jetzt meldet sich die Seele
Elke Friedrich ist unterwegs nach Swisttal-Essig. Sie arbeitet für das Deutsche Rote Kreuz in einem Fluthilfebüro, begleitet seit der Katastrophe Betroffene, berät sie und hört ihnen zu. "Am Anfang waren die Menschen fokussiert darauf, ihr Hab und Gut wiederherzustellen." Jetzt, wo es ruhiger werde, sage die Seele: "So, jetzt bin ich dran". Das hat die Fluthelferin beobachtet.
Mit Weihnachtsstern und Umschlag in der Hand klingelt sie an der Tür von Lars Hallek. Den IT-Fachmann begleitet sie seit der Flut. Vor Kurzem hat er geheiratet. "Ein schöner Moment", resümiert der 27-Jährige. Aber davon abgesehen war das Jahr für ihn von Rückschlägen geprägt.
Warten auf Gutachten
"Zweieinhalb Jahre nach der Flut wären wir gerne viel weiter, allerdings bleiben die Herausforderungen weiterhin riesengroß", sagt er. Lars Hallek lebt in einem Provisorium, denn ihm ist das Geld ausgegangen. Immer wieder musste er in Vorleistung treten, weil Gutachten fehlten für den Wiederaufbau seines Hauses. Kurz vor der Flut hatte er erst einen Kredit aufgenommen.
Ohne Gutachten gibt es keine vollständige staatliche Hilfe. Die Folge: Lars hat weiterhin keine richtige Heizung, muss seine Räume mit Klimaanlagen warmhalten. "Man hat das Gefühl, dass man nur noch funktionieren muss, nur auf das nächste Problem wartet, was man dann auch wieder irgendwie überwinden muss." Die Verzögerungen belasten ihn. Arbeit, Privatleben, Wiederaufbau - Überforderung macht sich breit.
Hoffnung für 2024: Heiraten und Feiern im eigenen Haus
"Für 2024 hoffe ich, dass wir gemeinsam einige der großen Hürden überwinden und dann unsere Hochzeit hier noch mal groß feiern können", sagt Lars Hallek. Elke Friedrich wird ihn dabei begleiten und mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Michael Lentz in Bad Neuenahr hat inzwischen die Lichterkette seines Weihnachtsbaumes eingeschaltet. Der Baum steht traditionell vor dem Balkon und ist gut erkennbar im Dunkeln. "Eine Weihnachtstradition", sagt er und formuliert für 2024 nur einen Wunsch: "Wir wollen wieder in unseren eigenen vier Wänden leben". Nach den Feiertagen will er an diesem Plan weiter arbeiten.