Frank Pohl mit karolingischer Münze

Sensationsfund: Münze von Karl dem Großen und Königin Fastrada in Aachen

Stand: 03.05.2023, 19:07 Uhr

Die Stadt Aachen hat am Mittwoch eine Sensation präsentiert: eine Münze, auf der nicht nur Karl der Große genannt wird, sondern auch seine vierte Ehefrau Fastrada. Sie ist das einzige bekannte Beispiel dafür, dass eine Königin auf einer karolingischen Münze erscheint. 

Von Ulrike Zimmermann

Die Münze war in einem Pariser Vorort bei einem Münzhändler entdeckt worden. Der sogenannte Denar, wie die Währung der Münze heißt, ist gerade einmal 1,63 Gramm schwer, hat einen Durchmesser von 21 Millimetern und ist aus brüchigem Silber. Sie war in zwei Teile gebrochen und wurde geklebt.

"FASTRADA REGIN"

Karolingische Münze mit Prägung "Königin Fastrada"

Rückseite der Münze: "Königin Fastrada"

Auf der Vorderseite steht: CARoLVSREXFR, also Karl, König der Franken. Auf der Rückseite liest man FASTRADA REGIN. Das A von Regina, also Königin, fehlt.

Fachleute gehen davon aus, dass die alte Münze irgendwann in der Zeit zwischen der Münzreform Karls des Großen im Jahr 793 und dem Tod seiner Ehefrau Fastrada im Sommer 794 geprägt wurde, vermutlich im Raum Aachen

Königin mit politischem Einfluss: Männer "irritiert und verärgert"

Karl der Große hatte fünf Ehefrauen und zahlreiche Geliebte. Fastrada war seine vierte Gattin, die Beziehung war besonders. Zu ihr hatte er ein liebevolles Verhältnis, das zeigt ein Brief an sie. Seine Wertschätzung und sein Vertrauen in sie waren so groß, dass er auch Macht an sie abgab.

Der Leiter der kulturhistorischen Museen der Stadt Aachen, Frank Pohle, meint dazu: "Wir wissen, dass Fastrada auch in politischen Fragen Einfluss hatte, zumindest als Ratgeberin , teilweise auch in Vertretung des Herrschers, was einige Männer am Karls-Hofe sehr irritiert und verärgert hat."

Vorbild aus England

Eine Rolle bei der Münzprägung der Fastrada mögen auch angelsächsische Münzen gespielt haben, sagt Pohle: "Ein Herrscherkollege Karls des Großen, der König Offa, war damals dazu übergegangen nicht nur sich, sondern auch seine Frau auf den Münzen zu nennen. Das könnte durchaus als Vorbild gewirkt haben, denn man war in engem brieflichen und kommerziellen Austausch."

Echtheit der Münze wird nicht angezweifelt

Karolingische Münze

Vorderseite der Münze: "Karl, König der Franken"

Moderne Fälschungen von alten Münzen sind weit verbreitet. Auf Internet-Seiten gibt es genug davon. In diesem Fall aber schließen die Fachleute eine Fälschung aus: Die Buchstabenformen, die Art der Gravur, der Münzstempel und andere Merkmale zeugten von der Echtheit der Münze.

"Das ist eine sehr gute erhaltene, aber stark gealterte Münze aus diesen Jahren", bestätigt Pohle. Kaufen konnten die Menschen damals in der Zeit um die jahre 793/94 mit einem Silber-Denar zum Beispiel 24 Kilogramm Brot und mit fünf Denaren eine Gans auf dem Markt. 

Ab kommenden Samstag können Besucher die karolingische Münze im Aachener Stadtmuseum Centre Charlemagne in der Altstadt besichtigen.