Mutmaßlicher Mord in Moers: Polizei sucht nach grauem Auto

Stand: 21.11.2022, 08:56 Uhr

Es ist einer der mysteriösesten Fälle, die die Duisburger Kripo in den vergangenen Jahren bearbeitet hat: ein mutmaßlicher Mord ohne Leiche und – bislang – ohne Motiv. Im Fokus der Ermittlungen steht jetzt ein grauer Audi.

Aus einer Vermisstensache um einen selbständigen Schneider in Moers ist inzwischen die Ermittlung in einem Kapitalverbrechen geworden. "Wir gehen davon aus, dass Kasim Tatar seine Wohnung nicht freiwillig verlassen hat", sagt der Chefermittler Arno Eich von der Mordkommission der Polizei Duisburg.

Jürgen van Holt, Nachbar | Bildquelle: WDR/Michael Jung

"Er war ein guter Geschäftsmann – und er war beliebt", erzählt uns Jürgen van Holt, Nachbar des vermissten 56-Jährigen. Gerade hat van Holt die frischen Plakate gesehen, mit denen die Polizei im Fenster der Schneiderei zu Hinweisen aufruft. "Ich dachte schon, dass da was nicht stimmt. Der Laden war so lange zu!", sagt der Nachbar.

Tatsächlich war Kasim Tatar zunächst ganz normal in die Türkei in den Urlaub gefahren. Gerade erst hatte er die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Was noch bekannt ist: Am 12. September landete er wieder in Düsseldorf, ließ sich offenbar von einem Unbekannten abholen. Einen Tag später wollte er seine Änderungsschneiderei wieder öffnen. Doch stattdessen fanden die Kunden einen Aushang im Fenster: "Bin bis 8. Oktober aus familiären Gründen in der Schweiz", soll da laut Zeugen gestanden haben.

Eine falsche Spur, die seine Mörder gelegt haben könnten, vermutet Arno Eich, Leiter der Mordkommission heute. Eich ist überzeugt: Am 12. oder 13. September starb Kasim Tatar in seiner Wohnung. Doch zunächst wurde sein Verschwinden nur als Vermisstensache bei der Weseler Kreispolizei geführt. Das änderte sich erst, als am 7. Oktober in der Wohnung Tatars ein Feuer ausbrach. Die Ursache: Brandstiftung.

Arno Eich, Mordkommission Polizei Duisburg | Bildquelle: WDR/Michael Jung

"Sehr ungewöhnlich, eine Brandstiftung am hellichten Nachmittag", sagt der Chefermittler. Die Polizei ging mit Mantrailer-Hunden in die Wohnung – die schlugen an. Es gebe Hinweise, dass Kasim Tatar in seiner Wohnung starb – und zwar schon kurz nach seiner Rückkehr am 12. September. Die Polizei ist sicher: Das Feuer in der Wohnung sollte Beweise vernichten. Auch der Aushang im Fenster ist seitdem verschwunden.

Ermittler suchen mit Fahndungsplakaten nach 57-jährigen aus Moers | Bildquelle: WDR/Michael Jung

Auch am Freitag (04.11.) untersuchten wieder Kriminaltechniker Schneiderei und Wohnung an der Homberger Straße in Moers. In einem benachbarten Wäldchen waren vier Leichenspürhunde im Einsatz – aus ganz NRW zusammengezogen, so Polizeisprecher Jonas Tepe.

Außerdem ging die Polizei mit dem Fall an die Öffentlichkeit und hat Fahndungsplakate aufgehängt. Sie hat 3000 Euro Belohnung für Hinweise ausgesetzt – und eine anonyme Hotline für Zeugen geschaltet, die unerkannt bleiben wollen. Bis Mitte November seien bei der Polizei 20 Hinweise eingegangen, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft von Samstag (19.11.2022).

Am Samstag verteilten Beamten auch Handzettel in Moers. Im Fokus der Ermittler stehe bei der Suche nach Hinweisen ein grauer Audi der Q-Klasse, so die Polizei. Der Wagen könne am 12. September "in Zusammenhang mit dem Transport oder dem Ausladen eines Leichnams" eingesetzt worden sein.

Über dieses Thema berichteten wir in der WDR Lokalzeit aus Duisburg am 04. November.