Rezession in Deutschland: Was bedeutet das?

Stand: 25.05.2023, 20:33 Uhr

Nun also doch: Die deutsche Wirtschaft ist im Winter in die Rezession gerutscht. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal um 0,3 Prozent und damit das zweite Mal in Folge. Und nun - was bedeutet das?

Deutschlands Wirtschaft ist im ersten Quartal geschrumpft. Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden korrigierte seine erste Schätzung von Ende April am Donnerstag von 0,0 Prozent auf minus 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal nach unten. "Damit verzeichnete die deutsche Wirtschaft zwei negative Quartale in Folge", erklärte das Statistikamt - und befand sich damit laut gängiger Definition in einer Rezession. 

Was steckt hinter einer Rezession?

Das Wort Rezession stammt aus dem Lateinischen und heißt "Rückgang". Eine Rezession liegt vor, wenn die Wirtschaftsleistung zurückgeht, also weder wächst noch stagniert. Wobei diese Entwicklung nach Angaben der WDR-Wirtschaftsredaktion etwas überraschend kommt. Denn zuletzt hatte auch die Bundesregierung eine solche wirtschaftliche Schwäche nicht mehr erwartet.

Als wichtigster Grund gilt, dass die Menschen weniger einkaufen, vor allem wegen der hohen Preise. Das heißt aber nicht, dass das zwangsläufig so weitergehen muss. Die Bundesbank zum Beispiel rechnet im zweiten Quartal zumindest mit einem leichten Wachstum.

Andere wie etwa der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sind skeptisch. Aus seiner Sicht ist keine grundlegende Besserung in Sicht. Vor allem deshalb nicht, weil die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen weiter hochhalten will. Das heißt für Verbraucher, dass Kredite teurer werden und große Anschaffungen damit schwieriger. Andererseits könnten hohe Zinsen die Inflation drücken, was dem Geldbeutel der Menschen wiederum zu Gute kommt.

Ist eine Rezession in Deutschland ungewöhnlich?

Sie ist nicht gerade die Regel, aber auch nicht ungewöhnlich. Seit Ende der 1960er Jahre gab es hierzulande zehn Rezessionen, zum Beispiel während der sogenannten Ölkrise in den 1970er und auch in den 1980er Jahren. Die letzten schweren Wirtschaftskrisen gab es dann während der Finanzkrise, also um 2008 herum. Und zuletzt auch nochmal während der Corona-Pandemie.

Vergleiche machen aber deutlich, dass es sehr unterschiedliche Verläufe gab. Zum Beispiel schrumpfte bei der Finanzkrise das deutsche Bruttoinlandsprodukt, also die gesamte Wirtschaftsleistung, um 5,7 Prozent. Aktuell reden wir von einem Rückgang von 0,3 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal. Ende vergangenen Jahres war es ein Minus von 0,5 Prozent.

Was könnte der Staat in der Rezession machen?

In einer Rezession könnte der Staat Konjunkturprogramme auflegen. "Die Politik kann die Bedingungen für Unternehmertum wieder verbessern, indem man die Unternehmen mit etwas weniger Bürokratie und Steuern belastet", sagte der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, dem WDR. Die gute Nachricht sei: "Wir haben durchaus Möglichkeiten,etwas gegen die Schwierigkeiten zu tun. Aber wir müssen die Schwierigkeiten schon ernst nehmen."

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