Rekord-Preissprung im Verkehrsverbund Rhein-Sieg geplant
Stand: 27.09.2023, 19:06 Uhr
Wer kein Deutschland-Ticket hat, der wird im Rheinland deutlich mehr für Fahrten mit Bussen und Bahnen bezahlen müssen. Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg plant die bislang höchste Tariferhöhung.
Von Sebastian Tittelbach
Köln und Bonn gehören jetzt schon bundesweit zu den Städten mit den teuersten Einzelfahrscheinen. Doch das Geld reicht dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg nicht, im kommenden Jahr fehlen dem VRS rund 180 Millionen Euro. Laut Benjamin Jeschor, stellvertretender Sprecher des Verkehrsverbunds, sei die Finanzlage im gesamten ÖPNV-Sektor dramatisch: "Die Personalkosten sind gestiegen, und die Energiekosten sind im vergangenen Jahr ganz extrem gestiegen. Das setzt finanzielle Zwänge frei."
Preissteigerung könnte bei über 20 Prozent liegen
Wieviel teurer die Tickets werden, dazu schweigt der VRS im Moment. Nach WDR-Recherchen soll der Preissprung aber drastisch ausfallen. Jahrelang stiegen die Fahrpreise moderat um wenige Prozente, Anfang 2024 sollen die Tickets um rund zehn Prozent steigen. Eine weitere Steigerung um ebenfalls zehn Prozent könnte im Laufe des Jahres anstehen.
Für Rolf Beu, Ratsmitglied der Bonner Grünen, ist das ein völlig falsches Signal: "Eine Erhöhung von über 20 Prozent in einem Jahr ist ein absoluter Schlag in das Gesicht aller Personen, die sich umweltgerecht verhalten."
Trotz Kritik Votum für Tariferhöhungen?
Das letzte Wort hat die VRS-Verbandsversammlung, dort entscheiden am Donnerstag 38 Vertreter aus den Städten und Gemeinden, ob die Preiserhöhung kommt. Kritik gab es in der Versammlung häufiger an geplanten Preissteigerungen, beschlossen wurden sie letztlich trotzdem.
Entweder zahlen die Fahrgäste oder der Steuerzahler
Noch gelten diese Tarif im VRS
Denn wenn die Ticketpreise nicht steigen, sind die Städte und Kreise verpflichtet, das Minus des Verkehrsverbunds auszugleichen. Am Ende geht die Rechnung an den Steuerzahler, fürchtet Ingo Steiner, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Siegburger Kreistag: "Die müssen das dann über die Grundsteuer bezahlen."
In Wien zahlen Firmen eine Abgabe
Die Finanzlücke des Verkehrsverbunds zahlen also entweder direkt die Fahrgäste oder indirekt die Steuerzahler. Es gibt Städte, die das anders lösen. Die Stadt Wien hat eine "Dienstgeberabgabe" eingeführt. Firmen müssen für jeden Mitarbeiter täglich zwei Euro zahlen, das Geld fließt in den Öffentlichen Nahverkehr.
Ähnliche Modelle wünscht sich auch Gabi Mayer, verkehrspolitische Sprecherin der Bonner SPD-Fraktion: "Wir müssen den ganzen Öffentlichen Nahverkehr in eine Finanzierungsstruktur bringen. Denn soll das Einzelticket irgendwann sechs Euro kosten?"
Über das Thema berichtet am 27.09.2023 auch das WDR Fernsehen in der "Lokalzeit aus Bonn".