Mit einer landesweiten Razzia in 27 Städten ist die Polizei in Nordrhein-Westfalen gegen die Verbreitung von Kinderpornografie vorgegangen. Die Maßnahmen richteten sich gegen 34 Männer und eine Frau, die im Verdacht stehen, über einen Messengerdienst Foto- und Videodateien ausgetauscht zu haben. Das teilte am Mittwoch Markus Hartmann, Leiter der zentralen Cybercrime-Einheit bei der Staatsanwaltschaft in Köln, mit. Den Namen des Messenger-Dienstes nannte er nicht.
Damit sich die Verdächtigen über den Messengerdienst nicht gegenseitig warnen, seien die Durchsuchungen zeitgleich bei ihnen erfolgt. In fast allen Fällen sei die Polizei an der Wohnadresse und nur in einem Fall an einer Geschäftsadresse vorstellig geworden. Insgesamt habe die Polizei mehr als 500 Datenträger beschlagnahmt. Festnahmen habe es nicht gegeben, teilte ein Sprecher mit.
Das Material enthalte "teils extreme Missbrauchsdarstellungen", sagte Christoph Hebbecker, Sprecher der Staatanwaltschaft Köln, dem WDR. Den Verdächtigen droht eine Anklage oder ein Strafbefehl wegen Besitzes oder Besitzes und Verbreitung von Kinderpornografie. "Wenn es keine Abnehmer für solche Inhalte gäbe, würden diese möglicherweise auch nicht produziert", so Hebbecker.
Ermittlungen nach Hinweisen aus USA
Die Hinweise auf die Verdächtigen seien von der US-Organisation NCMEC (Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder) gekommen, teilte die Polizei mit. Viele US-Internetunternehmen scannen ihren Datenverkehr auf Kinderpornografie und geben Treffer an die NCMEC weiter. Wenn deutsche Nutzer darunter sind, werden diese an das Bundeskriminalamt weitergeleitet.
35 Beschuldigte in 27 Städten
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU)
"Die Tatsache, dass Missbrauchsabbildungen auch über ganz gewöhnliche Messengerdienste geteilt werden, zeigt das Ausmaß des Problems von Kinderpornografie im Netz", so Hartmann. Auch NRWs Innenminister Herbert Reul (CDU) äußerte gegenüber dem WDR, dass ihn der Umfang des gefundenen Materials nicht überrasche.
"Der Kampf gegen Kinderpornografie ist ein Langstreckenlauf, bei dem wir nicht nachlassen", sagte Ingo Wünsch, Direktor des Landeskriminalamtes NRW.
Beteiligt seien Polizeibehörden in Bochum, Bonn, Borken, Essen, Gelsenkirchen, Herford, Hochsauerlandkreis, Kleve, Köln, Lippe, Lüdenscheid, Mönchengladbach, Oberbergischer Kreis, Oberhausen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Kreis Neuss, Rhein-Sieg-Kreis, Warendorf, Wesel und Wuppertal.
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 08.03.2023 in verschiedenen Sendungen im Fernsehen und Hörfunk.