Einst war Ramin Y. ein gefürchteter Boss der Kölner Bandidos. Später soll der in Mönchengladbach geborene 36-Jährige Präsident des "MG City" Clubs gewesen sein, einer Rockergruppierung der Hells Angels. 2021 setzte sich Ramin Y. in den Iran ab, da er in Deutschland wegen Mordes als Hauptverdächtiger gesucht wurde. Er soll mitverantwortlich sein, einen ehemaligen Rockerkollegen getötet und zerstückelt zu haben. Die einbetonierten Körperteile sollen unter anderem im Rhein entsorgt worden sein.
Offenbar hatte der Rockerboss gute Beziehungen zu den iranischen Revolutionsgarden und soll ein Luxusleben im Iran geführt haben. Er soll in deren Auftrag der Hauptdrahtzieher für einen Brandanschlag auf eine Synagoge in Bochum, im November 2022 und einen ähnlichen Anschlag in Essen sein. Entsprechende Ermittlungen wurden in Recherchen der ARD Sendung "Kontraste" deutlich.
Synagogen-Anschläge im Auftrag der Islamischen Republik Iran
Diese Anschläge auf Synagogen im Ruhrgebiet soll Y. einem Freund überlassen haben, Babak J., der sich offenbar mit dem Rockerboss mehrmals im Iran getroffen haben soll. Babak J. wurde offenbar beauftragt Molotow-Cocktails auf die Synagogen im Ruhrgebiet zu werfen. Das geht aus der Urteilsbegründung des Oberlandesgerichts Düsseldorf hervor.
Der Brandsatz traf aber das benachbarte Gymnasium. Babak J. wurde verhaftet und Ende 2023 zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Vor Gericht sagte der Attentäter aus, Ramin Y. habe seine Familie bedroht, deshalb habe er die Tat ausgeführt. Das Gericht warf Ramin Y. vor, im Namen des iranischen Regimes den Auftrag erteilt zu haben. Das Auswärtige Amt hatte deshalb damals den Geschäftsträger der iranischen Botschaft einbestellt.
Deutsche Sicherheitsbehörden stellen nach WDR Informationen schon länger eine Zunahme von Aktivitäten der iranischen Revolutionsgarden in Europa gegen jüdische Einrichtungen und Dissidenten fest. Der Verfassungsschutz warnte zudem vor Cyberangriffen des Regimes gegen Kritiker und Journalisten. Die iranische Diaspora fordert deshalb seit Jahren, dass diese militärische Einheit in die Terrorliste der EU aufgenommen wird, aber bis jetzt konnten sich die EU-Politiker nicht darauf einigen. Laut dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sei dies erst möglich, wenn ein Gericht in einem EU-Mitgliedsland die Revoultionsgarden für Terror verurteilt.
Nach Recherchen von WDR/NDR-Investigativ-Reportern soll Ramin Y. laut Sicherheitsbehörden auch andere Attentäter in Deutschland angeworben haben, zum Teil über Handychat. Unter anderem sollte offenbar auch Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, ausgespäht werden.
Rache aus Israel?
Mehrere Quellen, darunter der iranische Auslandsender "Iran International“ und der ehemalige Radio-Farda-Journalist Kambiz Ghafouri berichten, dass der israelische Geheimdienst Mossad, Ramin Y. in Teheran mit vier Kugeln aus Rache erschossen haben soll. "Damit sendet Israel eine Warnung an den Iran", sagt Ghafouri im Interview mit Iran International, "dass wenn ihr jüdische Einrichtungen oder unsere Landsleute in Europa angreift, ihr sogar im Iran nicht mehr sicher seid“. Außerdem sei ein Begleiter von Y. verschwunden.
Y.s Anwalt bestätigte gegenüber WDR und NDR, dass der Mann tot ist. Auch die Nachrichtenagentur der iranischen Revolutionsgarden Tasmin hatte am Dienstag den Tod von Y. bestätigt. Dies sei aber bei einem persönlichen Konflikt passiert. Dass Ramin Y. Mitglied der Revolutionsgarden sein soll oder der Erzfeind Israel hinter der Tötung des Rocker-Bosses stecken soll, weist Tasnim zurück. Die Nachrichtenagentur Tasmin ist Teil des staatlichen Propagandaapparats des Regimes. Auf Instagram kondollierten viele der 215.000 Follower von Ramin Y.
Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- WDR-Informationen
- X-Account von "Iran International
- X-Account von Kambiz Ghafouri
- Instagram-Seite von Ramin Y.