Quidditch-Spieler der "Rheinos Bonn" trainieren am 04.04.2016 im Hofgarten in Bonn.

Quidditch wird Quadball - wegen Äußerungen von Harry Potter-Autorin

Stand: 22.07.2022, 18:54 Uhr

Das Spiel Quidditch aus der Zauberwelt von Harry Potter wird umbenannt. Ein Grund sind die transfeindlichen Äußerungen der Autorin J.K. Rowling. Auch NRW-Vereine sind vom Wechsel betroffen.

Immer wieder muss sich Harry Potter auf seinem fliegenden Besen im Quidditch beweisen. Der Sport aus dem magischen Hogwarts hat sich längst in der realen Welt etabliert - auch in NRW. Doch nun wird Quidditch seinen Namen verlieren und in Quadball umbenannt. Ein Grund dafür sind Äußerungen der Harry Potter-Autorin Joanne K. Rowling.

Kritik an Harry Potter-Erfinderin Rowling

Rowling löste mit Äußerungen zum Thema Gender mehrfach Kritik aus. So sprach sich die britische Autorin gegen die gesellschaftliche und rechtliche Gleichstellung von trans Frauen mit Frauen aus, die bereits mit weiblichen Geschlechtsorganen geboren sind. Dies wurde als transfeindlich empfunden.

J.K. Rowling ist "zunehmend wegen ihrer Anti-Trans-Positionen unter die Lupe genommen worden", teilte die International Quidditch Association (IQA) mit. Zu dem Dachverband gehört auch der Deutsche Quidditcherverbund. Die IQA hatte den Vorschlag gemacht, einen neuen Namen für den Kontaktsport zu finden. Und das wurde nun mit Quadball getan.

Rheinos Bonn: "Namensänderung ist großer Wechsel"

"Der ehemalige Name hat für einige eine sentimentale Bedeutung", erläutern Lisa Dörner und ihre Mitspieler von den Rheinos Bonn. "Der Sport konnte nur durch den Bezug zu den Harry-Potter-Romanen, mit denen viele bei uns im Verein aufgewachsen sind, überhaupt entstehen." Zumal man sich auch an den Namen gewöhnt hätte. "Weshalb die Namensänderung für uns ein großer Wechsel ist."

Vier Spieler bei einem Quadball-Spiel.

Viertelfinale Rheinos Bonn vs Braunschweiger Broomicorns beim Deutschen Quidditch Pokal 2022, Bingen.

Aber: Die Äußerungen von Rowling seien nicht mit den Werten der Community vereinbar. "Als inklusiver Sport ist es uns wichtig, dass sich nicht-binäre und trans Menschen willkommen fühlen", betonen die Rheinos. Die Assoziation mit Rowling sei da hinderlich, auch beim Anwerben von neuen Spielenden.

Es sei zwar schade, dass man nun den Bezug zu den Wurzeln verliere - die auch viele Menschen dazu bewegt hätten, den Sport mal auszuprobieren.

"Aber wir sehen es auch als große Chance für unsere tolle Sportart, sich weiterzuentwickeln und weiter zu wachsen." Rheinos Bonn

Namensänderung könnte dauern

Auch die IQA nannte als Grund neben der Distanzierung zu Rowling, dass der Sport weiter wachsen solle. Der Verband hofft, neue Möglichkeiten für Sponsoring und Partnerschaften zu halten - ohne Gefahr zu laufen, Marken- oder Filmrechte zu verletzen.

"Derzeit wird noch beraten, wie die Umbenennung durchgeführt wird", erklärte der Deutsche Quidditchbund. Der Prozess könne aber einige Zeit in Anspruch nehmen. Die deutschen Spieler wollen sich aber dem Vorschlag Quadball anschließen - einen deutschen Eigennamen wollen sie nicht für ihren Sport. In NRW wird Quidditch unter anderem in Bonn, Münster und Bielefeld angeboten.

Wie genau wird Quidditch gespielt?

Es handelt sich um eine dynamische Mischung aus Rugby, Dodgeball und Handball - zeitweise sind fünf Bälle im Spiel. In jedem der gemischtgeschlechtlichen Teams sind vier unterschiedliche Positionen einzunehmen: Jägerinnen und Hüter, Treiberinnen und Sucher.

Eine Person springt und greift nach einer Person in einem gelben Trikot.

Schnatzfang von Jan Willicks der Rheinos

Die Spielenden müssen stets einen Besen, meist in Form von PVC-Stangen, zwischen den Beinen haben - beim Sprinten, Werfen in die drei Torringe auf Stelzen, Abwerfen von Gegnern und Tackling, also im robusten Zweikampf.

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