Abschied von der Queen: So wurde ihr Körper konserviert

Stand: 14.09.2022, 10:26 Uhr

Seit Mittwoch können sich Briten in London von der Queen verabschieden. Wie musste der Leichnam vorbereitet werden, damit er die Zeit bis zur Beerdigung gut übersteht? Fragen an eine Bestatterin.

Ab Mittwochnachmittag können Briten in London der verstorbenen Queen Elizabeth II. ihren Respekt zeigen. In einer Prozession wurde der Sarg vom Palast zum Parlament gebracht. In Westminster Hall wird er dann vier Tage lang aufgebahrt. Die Behörden rechnen mit mehr als einer Million Trauergästen.

Sarah Benz ist Trauerbegleiterin und Bestatterin und erklärt im WDR-Interview, wie der Leichnam der Königin für die Tage der öffentlichen Trauer konserviert wurde.

WDR: Frau Benz, wurde der Körper der Queen einbalsamiert?

Sarah Benz: Ja, davon würde ich ausgehen. Denn so lange hält sich ohne Kühlung ein verstorbener Mensch nicht. Ich nehme an, dass das schon am Sterbeort geschehen ist.

WDR: Was würde denn sonst passieren?

Benz: Na ja, sonst würde die Natur ihren Lauf nehmen. Und der verstorbene Mensch würde sich nach und nach zersetzen.

Trauer um die Queen: Blumen, Briefe und ein Lied von Elton John

Menschen aus aller Welt nehmen Abschied von Queen Elizabeth II.. Und während sich der Zaun am Buckingham Palast in London mit Blumen füllt, widmete Popstar Elton John der verstorbenen Königin ein Lied.

Frau fotografiert Blumen am Buckingham-Palast in London

Blumenmeer in London: Viele Menschen legten Blumen am Buckingham Palast nieder und sangen die Nationalhymne.

Blumenmeer in London: Viele Menschen legten Blumen am Buckingham Palast nieder und sangen die Nationalhymne.

70 Jahre war die Queen auf dem Thron. Schon deshalb haben die meisten Briten ihr ganzes Leben lang noch gar keinen anderen Monarchen erlebt. Weltlagen und Regierungen haben gewechselt - aber Elizabeth II. war immer da.

Bereits am Tag ihres Todes versammelten sich Menschen spontan auf den Londoner Straßen. Zehntausende Briten werden in den nächsten Tagen nach London pilgern, um Abschied zu nehmen.

Doch auch in den Stunden des Abschieds blitzt hier und da noch der britische Humor durch.

Auf einem Konzert in Toronto sang Popstar Elton John vor Zehntausenden Fans spontan ein Lied zu Ehren der Queen. Er sei sehr traurig, verkündete der Brite. "Sie hat das Land mit Anmut, Anstand und aufrichtiger Wärme durch einige unserer größten und dunkelsten Momente geführt", erklärte John, der enge Verbindungen zum Königshaus pflegt.

Blumen wurden aber auch in anderen Ländern in Gedenken an die Queen abgelegt - wie hier am Governmenthouse in Sydney ...

... oder vor der britischen Botschaft in Tokio.

Zu Ehren der britischen Königin wurde die Flagge auf dem Reichstag auf halbmast gesetzt.

Auch die Mitglieder des Deutschen Bundestags gedachten am Morgen mit einer Schweigeminute der britischen Königin.

WDR: Das klingt so freundlich: Einbalsamieren ... Was passiert denn da genau?

Die Bestatterin Sarah Benz

Sarah Benz

Benz: Also man denkt oft an Eincremen - von Balsam. Das passiert dann zwar auch. Aber vor allen Dingen ist die Einbalsamierung ein Austausch der Körperflüssigkeiten. Also es wird eine Arterie freipräpariert, unterhalb des Schlüsselbeins. Und dann wird Formaldehyd in verschiedenen Konzentrationen in das System hinein gegeben. Und man kann dann noch das Blut ableiten. Zum Schluss wird eine Flüssigkeit eingeleitet, die sehr stark konservierend ist, damit die Bakterien alle abgetötet werden. Das ist nicht unbedingt etwas, das besonders liebevoll anmutet.

WDR: In englischsprachigen Ländern werden Verstorbene häufig so behandelt, oder?

Benz: Das stimmt. Das liegt aber nicht daran, dass sie so viele Aufbahrungen haben. Es ist ein Irrglaube, dass man einbalsamiert sein muss, damit man aufgebahrt werden kann. Hier in unserem Bestattungsinstitut haben wir sehr viele Abschiednahmen und wir balsamieren überhaupt nicht ein. Das ist für eine normale Abschiednahme, ein paar Tage nach dem Tod oder bei Kühlung auch nach einer Woche, völlig in Ordnung.

WDR: Wird in Deutschland auch einbalsamiert?

Benz: Ja, zum Beispiel wenn Menschen hier versterben und ins Ausland überführt werden sollen. Für eine Flugreise ist es zum Beispiel notwendig. Und wenn Menschen rekonstruiert werden sollen, zum Beispiel wenn sie einen schweren Unfall hatten.

Das Interview führte Rebecca Link.

Das Gespräch wurde für die Online-Version gekürzt und sprachlich bearbeitet.

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