SPD angeschlagen: Ratlos in den Wahlkampf?

CDU und SPD verlieren Mitglieder - Zuwachs bei Grünen gebremst

Stand: 28.12.2022, 16:32 Uhr

Auch in diesem Jahr haben die beiden größten Parteien in Nordrhein-Westfalen wieder zahlreiche Mitglieder verloren. Die Grünen legen weiter zu - aber auf niedrigem Niveau.

CDU und SPD in Nordrhein-Westfalen verlieren weiter Tausende Mitglieder. Die SPD in NRW schrumpfte 2022 um rund 4.000 Mitglieder und zählte Ende des Jahres noch etwa 91.000 Genossinnen und Genossen mit Parteibuch. Die CDU hatte Ende 2022 noch 113.220 Mitglieder - ein Verlust von 2.780 Mitgliedern (minus 2,4 Prozent) im Verlauf des Jahres.

Die Christdemokraten haben damit weiterhin als einzige Partei in NRW mehr als 100.000 Mitglieder, während die SPD bereits seit längerem unter diese symbolisch bedeutende Marke gerutscht ist. Bei den weitaus kleineren, aber erfolgsverwöhnten Grünen schwächte sich der Zuwachs ab.

Vor gut 20 Jahren noch 200.000 Mitglieder

Besonders deutlich wird der Schwund der beiden größeren Parteien beim Blick auf den langfristigen Trend: Ende der 1990er-Jahre hatte die SPD noch über 200.000 Mitglieder in NRW, die CDU knapp unter 200.000. Bei der SPD sterben seit Jahren viele Willy-Brandt-Anhänger weg, bei der CDU sind es Mitglieder aus der Helmut-Kohl-Ära.

SPD: Kein Landtagswahl-Effekt

Landesparteitag NRW SPD Bochum  Nadja Lüders, Generalsekretärin der SPD

NRW-SPD-Generalsekretärin Nadja Lüders

Einen Landtagswahl-Effekt "können wir nicht sehen", sagte NRW-SPD-Generalsekretärin Nadja Lüders. Sie machte längerfristige Trends für den Rückgang verantwortlich: "Wie viele Großorganisationen, Kirchen, Zeitungen oder Vereine merken auch die Volksparteien, dass die Demografie der Struktur aktuell und in den kommenden Jahren durchschlägt." Die mitgliederstärksten Unterbezirke der SPD in NRW sind Köln (etwas über 5.000 Mitglieder), danach Dortmund und Recklinghausen.

Politische Parteien – Unverzichtbar für unsere Demokratie?

Planet Wissen 02.09.2021 58:23 Min. UT Verfügbar bis 02.09.2026 WDR

CDU: Seit der Landtagswahl geht es wieder leicht bergauf

Der Mitgliederrückgang bei der CDU hat sich nach Angaben der Partei im Vergleich zu den Vorjahren deutlich verlangsamt. In den Monaten nach der Landtagswahl, die die CDU mit Ministerpräsident Hendrik Wüst an der Spitze deutlich gewonnen hatte, habe es eine positive Mitgliederentwicklung gegeben. Es seien wieder mehr Menschen in die CDU eingetreten als ausgetreten.

Der designierte Generalsekretär der CDU NRW, Paul Ziemiak, sagte, sein Ziel sei es, die CDU NRW jünger, weiblicher und vielfältiger zu machen.

Grüne: Verdoppelung seit 2017

Parteimitglieder der Partei Bündnis 90 / Die Grünen stimmen auf dem Parteitag ab.

Bei den Grünen - seit Mitte 2022 Regierungspartner der CDU in NRW - scheint sich der Zuwachs nach den großen Sprüngen der vergangenen Jahre weiter abzubremsen. Die Mitgliederzahl stieg im Jahresverlauf leicht um knapp 400 auf 26.316 Mitte Dezember 2022. Allerdings hat sich die Zahl der Grünen-Mitglieder in NRW seit der Wahlniederlage der Partei 2017 mehr als verdoppelt.

FDP und AfD mehr oder weniger stabil

Bei der FDP, die bei der Landtagswahl im Mai herbe Verluste hinnehmen musste und aus der Regierung geflogen war, stagniert die Mitgliederzahl. Derzeit haben die Liberalen in NRW nach Parteiangaben knapp unter 20.000 Mitglieder. Bei der AfD NRW hat die Mitgliederzahl nach Angaben der Partei die Marke von 5.000 überschritten. Zwar sprach AfD-Landeschef Martin Vincentz von einem "enormen Zuspruch", doch schon in den Vorjahren hatte die AfD laut Umfragen der dpa Mitgliederzahlen von über 5.000 in NRW.

Linke: Hohe Zahl der Austritte "erschreckend"

Die wieder nicht in den Landtag gewählte NRW-Linke musste 2022 eine Austrittswelle verkraften. Mitte Dezember 2022 hatte der Landesverband noch rund 7.780 Mitglieder - knapp 830 weniger als ein Jahr zuvor.

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